Die Riesengebirgs-Oberschule | ||||
Eine Insel im gewaltbereiten
Umfeld?
Wie viele Berlinerinnen und Berliner bin
auch ich zunehmend beunruhigt und besorgt, wenn ich fast täglich über
Angst, Bedrohung und Gewaltbereitschaft insbesondere an Berliner
Hauptschulen höre und lese. Zu einem überwiegenden Anteil wird dieses
Klima von Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund ausgelöst. Allgemeine
gesellschaftspolitische Ratlosigkeit zu diesem Thema offenbart sich auch
in den in letzter Zeit gemachten Vorschlägen aller Parteien sowie der
Diskussion um eine eventuelle Abschaffung der Hauptschulen bzw. der
Neugliederung des Berliner Schulsystems. Auch die Riesengebirgs-Oberschule muss
sich, um ihren Lehrauftrag umsetzen zu können, fast täglich mit dem
Thema Gewalt auseinander setzen. Hier geht es aber - im Gegensatz zur
Rütli-Oberschule - nicht primär um gewalttätige Auseinandersetzungen
innerhalb der Schule, sondern um die Auseinandersetzung mit dem
schulischen Umfeld, wie z. B. der Fall eines deutschen Schülers dieser
Schule zeigt, der Polizeischutz auf dem Schulweg erhalten hat.
Das große Ziel, das sich die Pädagogen an dieser Schule gesetzt haben, ist die Erziehung zur demokratischen Verantwortungsübernahme. Die Verantwortung für das eigene Handeln als Basis für Selbstständigkeit und soziales Miteinander. Bei der gesamtgesellschaftlichen Tendenz, bei Problemen oder Misserfolgen im privaten oder gesellschaftlichen Rahmen, zunehmend die Schuld für Misserfolge den jeweils Anderen zuzuweisen, fällt die Riesengebirgs-Oberschule mit ihrem Konzept der eigenverantwortlichen Schule, das für den Lehrkörper ebenso wie für die Schüler gilt, damit wohltuend aus dem Rahmen. Um dieses Ziel erreichen zu können, wurde
hier z. B. bereits seit 1999 - zuerst im Modellversuch - und ab dem Sommer
2005 als Regelaufgabe eine verbundene Haupt- und Realschule eingeführt.
Das heißt, dass jeder Schüler im Laufe seiner Schulzeit mit jedem
Halbjahreszeugnis immer wieder die Chance hat (vorausgesetzt der
entsprechende Notendurchschnitt wurde erreicht), den Realschulabschluss
(heute "mittlerer" Schulabschluss) zu erlangen. Der Vorteil
hierbei ist, dass die Schüler die ganze Schulzeit über in ihrem
vertrauten Klassenverband verbleiben können und das Probehalbjahr
wegfällt. Auch zeitweilige Leistungsabfälle müssen deshalb nicht
zwangsläufig den Realschulabschluss gefährden. So wird von den Schülern in der
hauseigenen Cafeteria zweimal wöchentlich das Mittagessen zu-bereitet und
darüber hinaus wird von diesem "Al Dente Team" auch ein
Cateringservice angeboten, der auch außerhalb der Schule sehr gut
nachgefragt ist. Die hierbei anfallende Büro- und Verwaltungsarbeit wird
von der zweiten Schülerfirma, dem School-Office, erledigt. Und in der
Biber Holz Produktion GmbH werden Flipcharts hergestellt, die bereits
einen sehr guten Absatz finden.
Über diese Schülerfirmen hinaus wird
durch die Pädagogen der Riesengebirgsschule aber noch mehr getan, um bei
den Schülern soziales Engagement und Konfliktfähigkeit zu entwickeln. So
existiert bereits seit 2002 das Projekt Service Learning, in dessen Rahmen
die Schüler mit insgesamt 67 Stellen bei 33 Institutionen ehrenamtliche
Betreuungsfunktionen übernehmen (z. B. in Seniorenheimen und Kitas). Bei all diesen Anstrengungen, die das Lehrerkollegium unternimmt, um auch Schülern, die nicht mit dem höchsten Schulabschluss die Schule verlassen werden, einen guten Start in das künftige Arbeitsleben zu ermöglichen, verwundert es auch nicht, dass der Schulleiter, Herr Stolle, der Bitte der Stiftung "Brandenburger Tor" nachgekommen ist und mit seiner Schule seit Herbst 2005 an dem Stiftungsprojekt "Schüler übernehmen Verantwortung" zusammen mit 5 anderen Schulen (Grundschule, Gymnasium, OSZ) aus Berlin und Brandenburg teilnimmt. Bei allem, was sich mir über die
Riesengebirgs-Oberschule vermittelt hat, habe ich einen großen Respekt
vor der Arbeit des Lehrerkollegiums und des Rektors der Schule bekommen ,
sehe aber auch, dass die Integrationspolitik in Berlin nicht allein von
den Schulen bewältigt werden kann. Wenn ich Ihr Interesse für die Schule geweckt habe, können Sie sich im Internet unter www.r-os.cidsnet.de noch ausführlicher über die Riesengebirgsschule und ihr Profil informieren. Reinschauen lohnt sich auf jeden Fall. Veronika Schneider Riesengebirgs-Oberschule Juni 2006 Stadtteilzeitung < Inhaltsverzeichnis |
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