Menschen in der VHS Tempelhof-Schöneberg
Marietheres Finkeldei
"Erkenntnisproduktion mit Bildern"

"Wie funktioniert das Zeichnen?" fragt Marietheres Finkeldei in ihren VHS-Kunst-Kursen. Mit Lust an der Dialektik, an der Verbindung von Zeichnen und Denken. Sie will in ihren Angeboten "keinen Abbildungsstandards hinterherhecheln". Statt dessen werden, wie in einer Entdeckungsreise, persönliche Ein-Sichten entwickelt, Erkenntnisse zutage gefördert, die - davon ist sie fest überzeugt - erst eigene Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Für sie steht das in keinem Gegensatz zum Spaß, den sie und die Teilnehmer/innen an ihrem experimentellen Kurs "Pudelsalon" haben, wo persönliche Gegenstände entstehen, "herzerfrischende Scheußlichkeiten und wunderbare Liebesobjekte".

"Ich zeichne selbst, um etwas zu verstehen", sagt Marietheres Finkeldei von sich. Sie habe "den Kopf voll mit lauter eigentümlichen Gestalten", die zur "Aufführung" drängen. Das zeigen ihre eigenen Kunstwerke: Objekte, Zeichnungen und Installationen, oft auch verbunden mit Performances. Zuletzt konnte man von ihr öffentlich 32 großformatige Zeichnungen im U-Bahnhof Alexanderplatz bewundern: "Eine diskrete Ordnung". Andere Projekttitel wie "Hirngardine" oder "Denkbesteck zum Ausschneiden" zeigen, dass neben dem Impuls zum pointierten Nachdenken auch der Humor nicht zu kurz kommt.

1987 hatte Finkeldei ihre erste Ausstellung in den Räumen der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst. Drei Jahre zuvor war sie nach einem Lehramtsstudium in Kunst und Biologie nach Berlin gekommen, um hier Kunstgeschichte und Philosophie zu studieren. Allzu verschult kam ihr das vor und sie entschloss sich: "Dann mach ich das eben alleine." Dabei war ihr der Weg in die Kultur schon zu Schülerzeiten beim Aufbau eines Jugend-Kulturzentrums vorgezeichnet. In Berlin ging sie ihn zielstrebig weiter, bis hin zu Lehraufträgen an der HdK und Freien Universität und zahlreichen Projekten und Ausstellungen.

Seit 1987 ist Finkeldei mit vielfältigen Kursen rund ums Zeichnen auch an Berliner Volkshochschulen aktiv, 1993 bis 1996 sogar vertretungsweise als Programmbereichsleiterin für Kulturelle Bildung an der VHS Schöneberg. Im aktuellen Tempelhof-Schöneberger Sommer-VHS-Programm regt sie zu freier Malerei auf buntbedruckten Stoffen an - Motto: "Bunt und flüssig im August" (Kurs-Nr. 26.02S). Nach den Sommerferien starten dann wieder ihre gefragten Vorbereitungs-Kurse für künftige Kunst- und Design-Studenten.
"Mit jemandem zusammen denken und dabei mich und die anderen weiterbringen" - dies Prinzip interessiert Marietheres Finkeldei am meisten an ihrer VHS-Arbeit. Angesichts ihrer der Naturwissenschaft nicht unähnlichen, analytischen Vorgehensweise ist es bestimmt kein Zufall, dass sie sich 2002, quasi "kunst-begleitend", zur Assistentin für Bio-Informatik hat weiterbilden lassen. Genau hinschauen will sie, zum Kern der Dinge vordringen. Und manchmal hilft auch ihr rheinischer Mutterwitz mit, schwierige kulturtheoretische Hintergründe in einer Pointe zu bündeln, die Lust aufs weitere Gestalten macht.

Sommerprogramm der VHS - VHS, Sommer & mehr!
Zum ersten Mal veranstaltet die VHS Tempelhof-Schöneberg ein Sommerprogramm - von Mitte Juni bis Anfang August! In einem Extra-Programmheft sind die neuen Angebote dargestellt. Darin sind viele neue, besondere, zum Sommer passende Kurse und Veranstaltungen zu finden. Lassen Sie sich überraschen! Sie bekommen dieses Heft wie üblich am Barbarossaplatz, in den Rathäusern, Stadtbüchereien und einer Vielzahl von Geschäften im ganzen Bezirk. Das Sommerprogramm ist auch im Internet zu finden unter http://www.vhs-tempelhof-schoeneberg.de/sommerprogramm.htm.

Juni 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis