Fußball in Schöneberg | ||||
Elf Mädels müsst ihr sein Die Fußballerinnen des 1. FC Schöneberg haben Spaß und Erfolg
Kennen Sie Franz Beckenbauer? Klar, das ist der Fußball-Kaiser. Kennen Sie auch Bettina Wiegmann? Nein? Bettina Wiegmann ist der Beckenbauer unter den Frauen - Ehrenspielführerin der Nationalmannschaft, 154 Spiele für Deutschland - und dem breiten Publikum dennoch unbekannt. Fußball als Kampfsportart sei der Natur des Weibes fremd, befand der DFB 1955 und verbot seinen Vereinen die Zulassung von Damenmannschaften. Erst 1970, als die Gründung eines eigenständigen Frauen-Fußballverbandes drohte, hob der DFB das Spielverbot auf. Seit 1974 gibt es deutsche Meisterschaften für Fußballerinnen. Die erste Lizenz an eine Trainerin wurde 1985 vergeben. 1997, 2001 und 2005 wurde die Frauen-Nationalmannschaft Europameister, 2003 Weltmeister. In der FIFA-Weltrangliste liegen die deutschen Damen seit Jahren auf Platz 1. Kennen Sie Sylvi, Evi, Joschi, Meli und Elke? Sie können sie kennen lernen, wenn die Frauen des 1. FC Schöneberg sonntags zum Spiel auflaufen. Es lohnt sich, die Mannschaft ist weit gekommen seit ihrer Gründung 1996. Schon nach der ersten Saison stieg sie in die Landesliga auf. Im letzten Jahr gelang der Aufstieg in die Verbandsliga. "Die Spiele in der Verbandsliga sind schneller und härter", sagt Sylvi, die Trainerin. "Im ersten Spiel verloren wir 11:1. Nach der Euphorie des Aufstiegs holte uns das auf den Boden der Tatsachen zurück." Die Schönebergerinnen machten den verpatzten Saisonstart wett, kletterten zunächst auf Platz 7 und stabilisierten sich dann im unteren Mittelfeld. Als Kind schon spielte Sylvi Fußball, zunächst meist mit Jungs auf dem Schulhof oder im Park. Sie war 12, als eine Freundin sie für einen Verein anwarb. Seither blieb sie 26 Jahre lang dem Fußball treu. 1996 war sie bei der Gründung der Mannschaft dabei, die sie heute trainiert. Das Training dauert zweimal wöchentlich
anderthalb Stunden. Vor Saisonbeginn gibt es ein Ein Problem ist das Fehlen von Mädchenmannschaften beim 1. FC Schöneberg. Weil es Nachwuchs aus dem eigenen Verein nicht gibt, ist die Mannschaft auf Zulauf aus anderen Vereinen angewiesen. Die freundschaftliche Atmosphäre macht das Team für neue Spielerinnen interessant. Elke wechselte 2001 mit 30 Jahren aus der 2. Bundesliga zu Schöneberg. Ihr Spitzname ist Turtle, das ist englisch und bedeutet Schildkröte, und es ist ironisch und bedeutet das Gegenteil, denn Elke ist flink wie ein Wiesel, dirigiert als Spielmacherin im Mittelfeld und schaltet sich als Torjägerin in den Angriff ein. Auf die Frage nach den Stars schüttelt
Sylvi den Kopf. Es gibt stärkere und schwächere Spielerinnen, aber
keine Stars. Jede leistet ihren Beitrag, darauf kommt es an. Die
Mannschaft ist eine gute Mischung aus älteren und jüngeren, erfahrenen
und entwicklungsfähigen Fußballerinnen. 17 Jahre alt ist die jüngste,
45 die älteste. Schülerinnen und Studentinnen gehören zum Team,
Hausfrauen, eine Schlosserin, eine Bankerin, eine Gärtnerin. Zum Schluss hat Meli das Wort, die Verteidigerin, die seit dem 4. Lebensjahr Fußball-Fan ist und 1998 mit 17 dem Verein beitrat. "Das Wichtigste ist der Erfolg", sagt Meli, denkt nach und lächelt. "Und das Allerwichtigste ist der Spaß", sagt sie dann. "Wenn es keinen Spaß macht, hat man auch keinen Erfolg." In der vergangenen Saison hatte die Mannschaft beides, Spaß und Erfolg. Sie erreichte ihr Ziel und spielt auch in der kommenden Saison in der Verbandsliga - der höchsten Liga Berlins. Michael Lang 1. FC Schöneberg Juni 2006 Stadtteilzeitung < Inhaltsverzeichnis |
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