Non(n)sens - Das Nonnenmusical
Premiere am Schloßparktheater

Ausgerechnet am Abend der Medien-Premiere fängt es an zu schneien, du gräbst wiedermal dein Auto aus und schlitterst zum Schlossparktheater, weit und breit natürlich kein Parkplatz, und bis du endlich im Theater ankeuchst, klingelt es bereits - zum wievieltenmal? Nix mehr mit Gläschen Sekt, nur schnell die Garderobe von dir werfen (die Füße natürlich nass), rein und auf den Platz sinken - die Stimmung im Keller. Und ehe du darüber nachdenken kannst, warum du jetzt nicht gemütlich zu Hause vorm Fernseher sitzt, hat dich das Musical gepackt und läßt dich nicht mehr los.

Fünf wunderbare Schauspielerinnen stellen fünf im wahrsten Sinne des Wortes wunderbare Nonnen dar, die aus Geldnöten eine Show auf die Beine gestellt haben und sie höchst gekonnt auf die Bretter legen. Jede hat ihre speziellen Talente, und singen und tanzen können sie alle, dass es eine Lust ist, ihnen zuzusehen und zuzuhören. Alle haben so ihre Vergangenheit, hatten und haben immer noch große Träume, sind witzig und sind schlagfertig, und manches lose Wort rutscht ihnen heraus. Wir Evangelischen wissen ja in der Regel nicht viel über Nonnen, sicher haben nicht alle eine bewegte Vergangenheit; aber dass sie auch ganz "normale" Frauen sind, haben wir nun erfahren. Dan Goggin, der amerikanische Autor, will seine Figuren nach lebenden Vorbildern erschaffen haben - dann muß er es ja wissen! Jedenfalls wurde sein Stück u.a. als "bestes Off-Broadway-Musical" ausgezeichnet.

Die Schauspielerinnen geben ihrem Affen so richtig Zucker und lassen ihr Temperament sprühen: Dagmar Biener als Mutter Oberin, die ihre Schützlinge zur Ordnung ruft, ehe es selbst wieder mit ihr durchgeht; Katharine Mehrling (mittlerweile die "Haus-heilige" des Schlossparktheaters) als Schwester Amnesia, die einst Countrysängerin werden wollte und höchst beeindruckend einen Countrysong zum Besten gibt; Franziska Becker, großartig als Knastschwester, die im Kloster Bescheidenheit lernen soll und doch so viele Talente besitzt, die sie nicht zeigen darf; Bettina Meske, die hassgeliebte Konkurrentin von Mutter Oberin und ihr in allem gewachsen; Filipina Henoch, die kleine Novizin, die so gern eine große Ballerina werden will und so hübsch auf den Spitzen tanzt. Und last but not least Christoph Wagner, der als Bruder Eduard den Schwestern musikalisch auf die Sprünge hilft.

Wieder hat Andreas Gergen ein exzellentes Ensemble zusammengestellt, das durch seine Professionalität besticht, und seine Inszenierung holt das Beste aus ihm und aus dem Stück heraus, das mit seiner abenteuerlichen Handlung den Rahmen für rasante Shownummern und witzige Einlagen schafft.

Rundum ein großes Vergnügen also! Es gab jubelnden Beifall, alle haben sich amüsiert und keiner war beleidigt; jedenfalls hat niemand das Schlossparktheater angezündet... In bester Stimmung grub man hinterher ein weiteresmal sein Auto aus.

Sigrid Wiegand

Tickethotline 01805 - 44 44, Theaterkasse (030) 700 969. Spieldauer bis 31. Mai 2006

Daneben plant das Schlossparktheater Ende März/Anfang April 06 eine Hommage an Rolf Hochhuth anlässlich dessen 75. Geburtstag am 1. April 2006: Andreas Gergen will als deutsche Erstaufführung Hochhuths in Glasgow uraufgeführtes Schauspiel "Nachtmusik" als Beitrag an das "Mozart-Jahr" inszenieren und damit an die Tradition des Schlossparktheaters als Schauspielhaus anknüpfen. (Im Dezember 2006 inszeniert er dann "Die Zauberflöte" für das Saarländische Staatstheater Saarbrücken).

März 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis