Szenen einer Ehe
 
 
 
"Nachtmusik" von Rolf Hochhuth im Schloßparktheater

Zum 75. Geburtstag von Rolf Hochhuth und als Beitrag zum Mozartjahr eine deutsche Erstaufführung im Schlossparktheater: Hochhuths "Requiem für 3 Personen in 2 Bildern", 2001 in Glasgow uraufgeführt.

Man ist gespannt, wen Hochhuth diesmal auf's Korn genommen hat, aber die einzige Provokation, die sich der Autor leistet, ist sein Auftritt auf der Pressekonferenz mit der Bemerkung, er habe gerade wiedermal jemanden verklagen müssen und sei deshalb so spät dran. Sonst enttäuscht er alle, die auf ein neues Stück mit Skandalen gehofft hatten. Nach dem Motto "Was wäre wenn?" greift er eine der vielen Theorien um Mozarts Tod auf und läßt ein Ehepaar aufeinander losgehen, den kaiserlichen Kanzlisten Franz Hofdemel und seine Frau Magdalena (gespielt von Stephan Wolf-Schönburg und Lisa Karlstroem), die sich gegenseitig und zu Recht der Untreue bzw. des Mordes verdächtigen. Die Schlacht findet im Box-ring statt (Bühnenbild Fred Berndt) - nun ja, und endet tödlich.

Kein schlechter Regieeinfall hingegen von Andreas Gergen, Magdalenas Schilderung des Geschehenen beim Kaiser Leopold (Helmut Rühl), in der sie um ein würdiges Begräbnis für ihren Mann kämpft, als Rückblende auf die Bühne zu bringen. Das verdichtet die Handlung, kann den Schwächen des Stücks à la longue aber auch nicht abhelfen. Da wird räsonniert, geschwätzig geklagt und geklatscht und gebettelt, so dass man der Ungeduld des Kaisers ("Nun fang' Sie doch nicht wieder damit an!") nur seufzend zustimmen kann. Gelegentlich vergreift der Autor sich auch im Ton; daß sich fetzende Paare oft nicht fein sind - wer wüsste das nicht aus eigener leidvoller Erfahrung? Aber manchmal scheint Hochhuth da eher in "Gegenwartssprech" abzudriften.

Szenen einer Ehe also, historisch garniert, mit Musikszenen aus dem Requiem untermalt, von geisterhaften Chören aus dem Off dargeboten.

Der Beifall war nicht so stürmisch wie sonst an diesem Ort üblich. Ob das so ein guter Griff war, um im Schlossparktheater wieder einmal ein Schauspiel aufzuführen?
Sigrid Wiegand

Weitere Aufführungen am 2., 9., 16., 23. und 30. Mai 2006, 20 Uhr
Tickethotline: 01805 - 44 44, Theaterkasse: 030/ 700 969-15
Kassenöffnungszeiten:
Di-Sa 15-19 Uhr, So 14-17 Uhr und jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.
www.schlossparktheater.com

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