Jugendliches Sozialengagement in Südafrika
 
 
 
Unsere Gastfamilie: Die Duffs

Tagtäglich kommt es uns so vor als würden wir eine andere Welt betreten, wenn wir die Schule verlassen und "nach Hause kommen". Das Haus unserer Gastfamilie, den Duffs, bei denen wir seit ungefähr drei Monaten wohnen, ist gewaltig. Über zwei Stockwerke erstrecken sich sechs Schlafzimmer, drei Bäder, eine Essküche und eine "TV- Lounge", umgeben von einer Grünfläche. Das scheint sehr luxuriös, ist es aber eigentlich nur von außen. Betritt man das Haus, merkt man relativ schnell, dass es nicht protzig ist, sondern derart, das wir als schlicht, aber ausreichend bezeichnen würden.. "Wir sind halt so, wie wir sind!", sagt Terry oft. Und anhand dieser Aussage wird deutlich, dass den Duffs das Materielle nicht so wichtig ist. Die Duffs: das Ehepaar Terry und Beryl und ihre drei Söhne Jean-Pierre, Ian und Octo.

Terry ist gebürtiger Schotte und lebt seit 20 Jahren in Südafrika. Beryl ist in Johannesburg aufgewachsen und wohnte auch schon viele Jahre in Kwa Zulu Natal. Sie haben ihre drei Söhne, die 15jährigen Zwillinge Jean-Pierre und Ian und den 25jährigen Octo adoptiert. Octo ist ein Zulu, und weil das Zusammenleben von Schwarz und Weiß für die Familie mehr als selbstverständlich ist, wird das überhaupt nicht thematisiert. Es ist normal, als wäre es immer so gewesen. 
"Manchmal überlege ich, ob ich zu meinen Zuluwurzeln zurückkehren sollte, da wo ich her komme", sagte Octo einmal zu mir. Er ist unter Weißen aufgewachsen, hat Redewendungen und Verhaltensweisen übernommen. Zulu kann er sprechen, aber kaum schreiben, er trifft sich fast nur mit Weißen. Es ist ein ungewohntes Bild, wie selbstverständlich Schwarze und Weiße nebeneinander zu sehen, denn fast ausschließlich sieht man Inder, Schwarze oder Weiße jeweils unter sich. Es gibt Strandabschnitte, an denen man nur Weiße findet, an anderen sind nur Inder. Genauso ist das mit den Wohnvierteln. Wir leben auf der Seite der Straße, die von Weißen bewohnt wird. 

Die Duffs sind total gastfreundlich und offen. Nach zwei Wochen waren wir offizielle Familienmitglieder, konnten jederzeit Freunde mit nach Hause bringen und wurden regelmäßig zum Abendessen eingeladen, was sehr europäisch orientiert ist. Nudeln, Eintöpfe und Reis gibt es häufig zu essen. 
Wenn die schwarze Haushilfe Elisabeth, die unter der Woche kommt, mittags das Essen zubereitet und sie nicht das Übriggebliebene vom Vortag verwendet, gibt es Zuluessen. Zum Beispiel "Puthu", das ist gekochtes Maismehl, das mit wenig Wasser erhitzt, eine trockene körnige Masse bildet, die mit einer Soße gegessen wird. 
"Wir lieben die Zulukultur", versichert mir Beryl, "die Art wie sie Tanzen und Singen ist einfach un-glaublich". Sie heirateten zweimal, einmal kirchlich und einmal nach Zulutradition. Beide sind Programmierer, arbeiten häufig den ganzen Tag am Computer, kümmern sich gleichzeitig noch um die Kinder, das Haus, den Garten und die Hunde. Das funktioniert natürlich nicht perfekt, und so ist immer ein gewisses Chaos vorhanden.

Wir haben das Familienleben bei den Duffs genossen, haben uns wohl gefühlt und sie liebgewonnen. Doch schon bald, in ungefähr einem Monat, werden wir beide in die Nähe der Schule ziehen. Der Abschied wird schwer fallen, doch wir freuen uns auch auf unsere eigenen kleinen, aber total ausreichenden 35 Quadratmeter. Kein Fernseher, keine Waschmaschine und kein heißes Wasser. Die Küche wird größtenteils aus zwei elektrischen Herd-platten bestehen. Unsere Nachbarn werden dann schwarze Farmarbeitern und Auszubildende sein - neue Rituale und Lebensgewohnheiten. Doch das ist das Einzigartige, das Reizvolle an Südafrika, die vielen unterschiedlichen Kulturen, die nebeneinander existieren mit ihrer jeweiligen Sprache, ihren Traditionen und ihrer individuellen Geschichte. Manchmal nur durch eine Straße voneinander getrennt. 

Wir möchten an dieser Stelle die Leserinnen und Leser der Stadtteilzeitung recht herzlich einladen zu einem Benefizkonzert, das unsere Freunde und Bekannten für uns in Berlin organisiert haben. Der Erlös wird für den Aufbau einer festen Unterkunft für nachkommende Generationen Freiwilliger Helfer auf dem Gelände der "Ethembeni School" in Inchanga verwendet, wir berichteten über unsere Bauplanung in der Dez../ Jan. Ausgabe.

Felix Kloss und Felix Platz
www.isivalo.de

Benefizkonzert für den Bau einer Freiwilligenhütte in Südafrika
Ort: Musiksaal der Gemeinde 
"Zur Philippuskirche"
Stierstr. 17-19, 12159 Berlin 
Samstag, 13.05.2006, 18.00 Uhr, Eintritt: 4 Euro

Mai 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis