Die Bürgerinitiative "Überflutung Friedenau"
"Land unter" in Friedenauer Straßen

Als die Kinder in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts in der Friedenauer Görres- und Taunusstraße fröhlich Kahn fuhren, hatte das noch Volkfestcharakter. Wenn auch im jetzigen Jahrhundert Regen- und Abwasser Friedenauer Straßen überfluten, lernen bei diesen Unwettern Anwohner nicht nur neue Nachbarn kennen, denn die haben noch keine Gummistiefel und Katastropheneinsatzpläne. Sie freuen sich nun über Baugruben, die zu Wasser-Auffangbecken werden. Erfolgreiche Vorbereitungen bewirken, dass Wasser am eigenen Haus vorbei in die Nachbarschaft gelenkt wird. Dort bilden Mieter, Eigentümer und Gäste Eimerketten oder streiten sich mit Nachbarn und Feuerwehr, wo zuerst Wasser abgepumpt wird. In Zukunft wird der unbekannte Nachbar gegrüßt, sofern er zum kulanten Ausborgen der leistungsstarken Wasserpumpe bereit war. Überraschte PKW-Besitzer versuchen spontan, das geliebte Fahrzeug wieder in die Nichtschwimmerzone zu bringen (kann versicherungstechnisch problematisch werden!). Am schlimmsten trifft es den Bereich Taunusstraße, Görresstrasse bis zum Friedrich-Wilhelm-Platz, auch als "Friedenauer Senke" oder "Feuchtes Dreieck" bekannt. Zunehmende und verbesserte private Eigeninitiativen zur Abwehr der Wassermassen könnten in Zukunft den Bereich der U-Bahnstation Friedrich-Wilhelm-Platz stärker gefährden.

Sintflutartige Regengüsse überschwemmten am 28.8.2002 zwischen Südwestkorso und Handjerystraße sowie zwischen Mainauer und Wiesbadener Souterrainwohnungen, Keller, Tiefgaragen und Straßen. Die Schäden überstiegen ein bis dahin bekanntes Ausmaß. Außer der Bausubstanz wurden Kraftfahrzeuge, Elektro-, Telekommunikations-, Aufzugs- und Heizanlagen geschädigt - allein an zwei Gebäuden ein Schadensumfang von über 200.000 Euro. Nicht nur Regen-, sondern auch Abwasser flutete aus den Gullys in die Häuser und mischte sich stellenweise auch noch mit Heiz- und Hydrauliköl. Oktober 2002 legten die Berliner Wasserbetriebe (BWB) in einer Stellungnahme dar, es handele sich nur um kurzzeitige Überflutungen, die rein statistisch etwa alle 20 Jahre zu erwarten sind. Eine Vergrößerung der Abwasser/Regen-Mischkanäle von derzeit 30 cm Durchmesser wäre überdimensioniert und durch derzeitige Abwassergebühren nicht zu finanzieren. Am 7.7.2006 wiederholte sich das Drama.
Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, sollte man nicht den Kopf hängen lassen, lautet eine alte Bauernregel. Bereits 2002 gründete sich die Bürgerinitiative "Überflutung Friedenau" mit mehr als 900 Betroffenen. Deren Lenkungsausschuss bewirkte, dass durch die Berliner Wasserbetriebe per TV-Inspektion die ca. 60 km-Strecke der Abwasser/Regen-Mischkanäle nach Hindernissen durchsucht wurde und unter den Gullydeckeln die Einmündungsstellen öfter und regelmäßig von Schmutz gesäubert werden.
Für eine grundlegende Erneuerung der Abwasserkanäle in drei Bauabschnitten ist die Planungsvariante Nr. 8 immerhin zur Endplanung geworden. Dank der vom Senat finanzierten Machbarkeitsstudie. Die Kostenannahme liegt bei ca. 8 Millionen Euro plus/minus 20 Prozent, verteilt auf 5 Jahre für Vorbereitung und Durchführung. Bisher ist die Bereitstellung der Geldmittel durch den Senat des Landes Berlin nicht erfolgt. Auch die Unterstützung auf Bezirksebene wird dafür benötigt. Die vielen betroffenen Bürger haben engagiert diverse Maßnahmen ergriffen.
Weitere Schäden darf es nicht geben. Unterstützen Sie die berechtigten Forderungen der Bürgerinitiative!

Annetta Mansfeld

Initiative Überflutung Friedenau, Lenkungsausschuss,
Taunusstraße 33a, 12161 Berlin
kramerk@physik.fu-berlin.de

November 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis