Serie Ehrenamt
Deutscher Konversationskurs für erwachsene Migranten

Ehrenamtliches Engagement ist an kein Alter gebunden. Ich hatte Gelegenheit, Frau Gronostay, eine aktive Dame im Rentenalter, in ihrem Konversationskurs am Integrationszentrum Harmonie e. V. zu erleben.
Um den Tisch sitzen ein Mann und vier Frauen, Migranten aus verschiedenen Staaten der GUS. Sie versuchen gerade, einen Zeitungsartikel aus dem Russischen in sinngemäßes Deutsch zu übersetzen. Die Schwierigkeit dabei ist, dass die deutschen Worte den Sinn des Textes verändern, wenn er wortwörtlich übersetzt wird.
Hauptsächlich ist es die deutsche Grammatik, die diese Menschen zu gerne richtig anwenden wollen. Daher kommen die Migranten, die bei ihrer Ankunft in Deutschland einen sechsmonatigen Sprachkurs absolviert haben, zu Frau Gronostay, um die Sprache besser zu sprechen und zu verstehen. Dabei helfen sie sich auch gegenseitig, denn sie alle haben einen unterschiedlichen deutschen Sprachschatz. Die Kursleiterin achtet darauf, dass neue deutsche Worte mit anderen Ausdrücken beschrieben werden, um zu erkennen, ob die Wortbedeutung richtig erkannt wird.
Die eineinhalb Stunden in der Woche vergehen da wie im Fluge. Frau Gronostay benutzt für ihren Kurs die deutsche Grammatik und zum Lesen Lektüre, die absatzweise vorgelesen und deren Inhalt zur Sprechübung von den Zuhörern dann wieder erzählt wird.

Diesen Konversationskurs für Erwachsene leitet Frau Gronostay schon seit fünf Jahren mit unterschiedlicher Beteiligung, mal mit 4, aber auch mal mit 10 Personen. Der Kurs ist für die Teilnehmer meist die einzige Gelegenheit, die deutsche Sprache zu vervollkommnen, wozu ihre Kinder und Enkel die Motivation liefern.
Mit ehrenamtlicher Arbeit hat die Rentnerin gleich nach Beendigung ihres Berufslebens angefangen. Erst hat sie in der Gefangenenbetreuung mitgearbeitet, dann bei der Berliner Tafel. Hier war körperliche Einsatz gefragt, was ihr zunehmend schwerer fiel. Über das Haus der Demokratie ist sie zum Integrationszentrum Harmonie e.V. gekommen.

Sie führt diesen Kurs auch, um herauszufinden, ob sie noch etwas Nützliches tun kann, zumal sie selbst keine entsprechenden Erfahrungen mitbringt. Ein weiterer Schwerpunkt dieses Kurses sind deutsche Redensarten und nicht verstandene Texte oder amtliche Schreiben.
Einen Wunsch hat Frau Gronostay für ihre ehrenamtliche Arbeit: Sie hätte gerne einen Erfahrungsaustausch mit ähnlichen Einrichtungen über Möglichkeiten des Erlernens der Deutschen Sprache.

Bärbel Schneider

November 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis