Einjährige Mädchen gesucht!
Kinderhaus Friedenau eröffnet neue Krippe

Mag ja sein, dass anderswo die Geburtenraten sinken - in Friedenau ist das kein Problem. Die neu angekündigte Krippe des Kinderhauses in der Lauterstraße 30 jedenfalls kann sich über mangelnde Nachfrage nicht beschweren - im Gegenteil. "Wir beginnen mit 7 Kindern, die von unseren beiden Erzieherinnen eingewöhnt werden", sagt Frau Stroh-Purwin, die Leiterin des Kinderhauses; bis Dezember sollen es 10, bis zum nächsten Sommer werden es 15 Kinder sein, die sich in den neu gestalteten, mediterranen Räumen des früheren Schülerladens tummeln - dann mit drei Erzieherinnen. Drei große helle Zimmer reihen sich aneinander, die nach Bedarf auch einzeln benutzt werden können. Gelb und Orange dominieren, dazu Terracotta und ein wundervolles Lila, mit Hellblau abgesetzt, im Schlafraum. Man möchte sich gleich dazulegen.

Die Kinder spielen aber erst mal los. Alles bequem in Kleinkindhöhe, helles Holz ohne scharfe Ecken und Kanten, mit säuberlich geordnetem Spielzeug, damit sich die Kleinen auch selbst zurechtfinden und - erste Schritte in die Selbständigkeit - beim Aufräumen helfen können. Das Konzept des Kinderhauses greift auch hier: Kinder respektvoll zu Persönlichkeiten zu erziehen, die für die Bedürfnisse der anderen Menschen - egal welchen Alters - Verständnis haben. "Gerade weil wir die Kinder nicht mehr in der Schulzeit begleiten können - die Schülerläden müssen ja leider ausbetreuen - hoffen wir, unserem Konzept mehr Gewicht verleihen zu können, indem wir die Kinder schon früher aufnehmen."

Gestartet wurde mit Einjährigen - noch ein paar Mädchen wären übrigens schön, zur Zeit gibt es offenbar besonders viele Jungs!, doch wenn erst die Gartengestaltung vollendet ist, können auch Babies ab 8 Wochen aufgenommen werden. Da bekommen die Erzieherinnen leuchtende Augen. Eine von ihnen hatte sich, als die ältere Tochter der Autorin noch in den Schülerladen ging, immer der Jüngeren bemächtigt, und ich kann bezeugen: Babies schlafen auf Bettinas Bauch ganz fabelhaft! Künftig werden die Kinder entweder im Vorgarten in der neu zu befüllenden Buddelkiste spielen, umgeben von Rabatten und kindgerechtem Rasen, oder hinten im Hof unter alten Bäumen auf einem eigens für sie abgeteilten Gartenstück.

Das neue Standbein soll dem Kinderhaus Friedenau in den schwierigen Zeiten der Mangelverwaltung im Sozialwesen zusätzlichen Halt bieten. Was einerseits mehr Gerechtigkeit in der Abrechnung von Elterngebühren verspricht, die Kita-Card, eine Art Stechuhr für Kinderbetreuung, stellt die Verwaltung nämlich vor große planerische Probleme. "Die Abrechnungen erfolgen monatlich", erklärt Nico Humpert aus dem Vorstand. "Bei halbjährlicher Abrechnung gab es noch Puffer für eventuelle unvorhergesehene Ausgaben, etwa im Personalbereich. Das alles ist weggefallen." Dazu kommt der Erfindungsreichtum im Sparen, den die Behörden an den Tag legen, wenn es um die Betreuung von Integrationskindern geht. Da werden eben die Kriterien für erhöhten Betreuungsbedarf geändert, und schon ist statt einer zusätzlichen Viertelstelle nur noch eine Achtelstelle nötig... So einfach ist das.

Nun, man kennt das, und das Kinderhaus lässt sich davon nicht beirren. Vielleicht schaut der eine oder die andere mal hinein oder wirft einen Blick auf die homepage:
www.kinderhaus-friedenau.de; Tel.: 859 20 15.

Sanna v. Zedlitz

November 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis