Im Kleinen Theater am Südwestkorso
Ein blonder Traum
Depressionskomödie nach dem gleichnamigen Film von Billie Wilder und Walter Reisch
Bühnenfassung: Bernd Stromberger, Musik: Werner Richard Heymann

Gemeint hatten Werner Richard Heymann, Billie Wilder (noch mit "i" ausgesprochen) und Eric(h) Pommer in ihrem Ufa-Film "Der blonde Traum" die Depression der frühen 30er, als man Depressionen noch mit Spaß und Leichtigkeit beikommen wollte - ein Phänomen, das man heute den Filmen im Nationalsozialismus nachsagt, das aber bereits in der ersten Tonfilmzeit angelegt war, und nicht nur in Deutschland. Hier drehten berühmte Regisseure wie Ernst Lubitsch oder eben Billie Wilder ihre spritzigen Filme, ehe sie nach Hollywood verjagt wurden und dort ihre luftigen Screwball-Comedies herstellten. Aus heutiger Sicht der Dinge ist das nicht mehr zu machen, da hilft auch W.R. Heymanns flotte Musik nichts. Zwar hören wir nicht nur die bekannten Ohrwürmer wie "Liebling mein Herz lässt dich grüßen" oder "Irgendwo auf der Welt", sondern auch heute in Vergessenheit geratene Melodien; doch das ist eher ein Nachteil, denn es fehlt der Wiedererkennungseffekt, ohne den es bei so einer alten Klamotte nicht mehr geht. Und man vermisst in der Inszenierung von Oliver Munk auch die oben erwähnte Leichtigkeit. Da ist eine Art Zwitter entstanden zwischen Sehnsucht, Depression und Illusion - nichts Halbes und nichts Ganzes. Das kleine Geschichtchen sollte locker weggespielt werden und mit Schmiss über die Rampe kommen.

Im alten Film konnten noch Publikumslieblinge wie Lilian Harvey, Willy Fritsch und Willi Forst die Massen begeistern - im Kleinen Theater können Antje Brameyer, Michael Putschli und Christian Meier in der uninspirierten Inszenierung auch nichts mehr retten und ernteten Achtungsbeifall.

Sigrid Wiegand

Weitere Vorstellungen: 8.-10. und 18. November 2006
Kasse/Vorverkauf: Mi-Sa. 18-20h, So 1 Std. vor der Vorstellung
Kartentelefon: 821 20 21 - Mo-Fr 11-14h
www.kleines-theater.de

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