Portrait: Mani Beckmann
Westfälische Moorgeister aus Schöneberg

Seinen ersten und einzigen Kommissar ließ er sterben. Nicht nur der Verlag war entsetzt, auch viele Leser äußerten ihren Unmut. Doch diese Reaktionen beeindruckten Mani Beckmann nur wenig, die Chance, einen möglichen Serienhelden geschaffen zu haben, interessierte ihn nicht im Geringsten. Er lässt sich nun mal nicht dreinreden.

Der Erfolg gab dem mit seiner Familie in Schöneberg lebenden Autor recht. Nach seinem Krimidebüt mit einem Kommissar entwickelte er neue Helden: normale Bürger, die per Zufall in einen Strudel spannender Ereignisse gezogen werden, das klassische Thriller-Motiv. Mittlerweile hat Mani Beckmann etliche Krimis auf den Weg gebracht, die meisten spielen in Berlin. "Filmriss" z.B. hat die Berlinale zum Thema, Insiderkenntnisse, erworben als jahrelanger Filmkritiker für die "Zitty", versprechen Authentizität des Hintergrundes der Geschichte.

Vor einigen Jahren erweiterte er sein Repertoire um historische Romane, bei denen in Punkto Spannung aber auch nichts zu wünschen übrig bleibt. Schauplatz seiner als Trilogie angelegten Bücher ist ein westfälisches Dorf im Moor. Der dritte Band, "Teufelsmühle", eine abgründige und geheimnisumwitterte Familienchronik über mehrere Jahrhunderte, ist gerade erschienen. In den Büchern begegnet man zwar immer wieder bekannten Figuren, aber jeder Band erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte. Das Dorf und die Mühle gibt es wirklich, für den Roman hat er die Namen verfremdet. Mani Beckmann recherchiert historische Fakten und Personen, sie bilden den Rahmen für seine mit Liebe zum Detail fabulierten Geschichten, die den Leser auf die Spur lange zurück liegender Geheimnisse setzen. Dabei faszinieren ihn besonders Menschen, die tatsächlich gelebt haben, deren Schicksal sich aber im Dunkeln verliert. Die weiteren Abenteuer dieser Figuren erfindet er dann, spinnt sozusagen den Lebensfaden weiter. So könnte es gewesen sein, aber sicher ist das natürlich nicht.

Seine Faszination für das Dorf im Moor kommt nicht von ungefähr: Mani Beckmann ist in eben solch einem Dorf in Westfalen geboren und aufgewachsen. In der Dorfchronik fand er auch die Ereignisse, die ihn zu den Moorbüchern inspirierten.

Seine kreativen Aktivitäten in der Jugend galten allerdings der Musik, er spielte Gitarre bei der Punkband "Brigade Fozzy". Obwohl die Band zumindest lokal recht erfolgreich war, Singles produzierte und auch in den benachbarten Niederlanden auftrat, ist keines der Bandmitglieder bei der Musik geblieben.

Nach Berlin kam er 1986, zum Studium der Film-& Fernsehwissenschaften und Publizistik an der FU, bis dahin hatte er mit Schreiben nicht viel zu tun. Ein Praxisseminar erforderte die Berichterstattung über einen Gerichtsprozesses. Für Mani Beckmann gestaltete sich die reportagemäßige Wiedergabe des Prozessverlaufs als Graus. Seine Phantasie ging mit ihm durch, er entdeckte seine Liebe zum Fabulieren. Also ließ er Prozess Prozess sein und erfand einen fiktiven Briefwechsel zwischen dem zu einer Gefängnisstrafe verurteilten Kaufhausdieb und dessen Freundin. Infolge dieses überraschend entdeckten Talents schrieb er Kurzgeschichten, von denen viele z.B. in Anthologien veröffentlicht wurden. Eine der Geschichten bildete die Vorlage für seinen ersten Krimi "Die Kette". Ein kurzer Ausflug zum Drehbuchschreiben stellte sich als Irrweg heraus: seine Idee wurde zwar verfilmt, allerdings war von seinem Drehbuch nicht mehr viel zu erkennen. Für Mani Beckmann hieß die Konsequenz, sich auf Romane zu konzentrieren und seine Bücher so durchdacht zu schreiben, dass kein Lektor mehr auf die Idee kommt, seine Figuren zu verändern. Diese Gründlichkeit erfordert Zeit, ca. anderthalb Jahre arbeitet er an einem Roman.

Kostproben aus seinen Büchern gibt er gern und an allen möglichen Orten: Kneipen, Buchhandlungen, Läden, Heimatmuseen. Ein ganz besonderer Veranstaltungsort steht noch auf seiner Wunschliste: eine Lesung aus dem Buch "Teufelsmühle" in der echten Teufelsmühle in Westfalen.

Rita Maikowski

Weitere Infos:
www.manibeckmann.de

Oktober 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis