Menschen in der VHS
Harald Arends
Bildjournalist und Fotoarchivar

"Archive sind geheimnisvolle Orte" startet seine Kursbeschreibung im Volkshochschul-Programm. Harald Arends, Diplom-Archivar, will die spannenden Schätze der Vergangenheit für gegenwärtige Nutzer/innen zugänglicher machen - deshalb wandte er sich vor zwei Jahren mit einem entsprechenden Angebot ans VHS-Publikum. Seine Kurse, die von Geschichtsstudenten ebenso wie von Familienforschern besucht werden, erläutern Arten, Funktionsweise und Möglichkeiten der Archive auch für private Zwecke und ermöglichen praktische Begegnungen, z.B. mit dem Bundes- oder Landesarchiv.

Dass die Wege ins Archiv vielfältig, bunt und verschlungen sein können, zeigt nicht zuletzt Harald Arends' eigener Werdegang. Als der Niedersachse nach einer kaufmännischen Lehre 1987 nach Berlin kam, war es zunächst für eine Ausbildung zum Chemietechniker im Schöneberger Lette-Verein. Weil die Fotografie schon immer seine große Passion war, konnte man ihn dort öfter noch in Projekten und Kursen des Fotobereiches antreffen - auch in entsprechenden VHS-Angeboten. Der Arbeit in einem kleinen Umweltlabor folgte eine Anstellung bei der Umweltkripo, wo es in den ersten Nachwende-Jahren zahlreiche, große Umweltdelikte aufzudecken und zu dokumentieren galt. Neben der eigentlichen Tatortuntersuchungsarbeit war dort auch Arends' fotografisches Talent gefragt.

Nach drei Jahren wurde ihm die "Amts-Arbeit" zu eng. Arends machte sich seine Kontakte in die Theater- und Bühnenfotografie zunutze, die er nebenher immer schon betrieben hatte, und wurde selbstständiger Bildjournalist: Über private Porträtaufträge hinaus schoss er aktuelle Fotos für Tageszeitungen und Stadtjournale bis hin zur klassischen "Vogue" - in Berlin, aber auch bei Auslandsreportagen. Als die Aufträge nachließen, orientierte sich Arends nochmals um und studierte an der FH Potsdam Archivwissenschaft mit der Spezialisierung Foto und Ausstellung. Das verschaffte ihm nach 2001 Stellen in einem Ausstellungsbüro, in der Dokumentation beim Bundesinstitut für Risikobewertung und im Aufbau eines Zentralarchivs der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sowie einen Lehrauftrag an der Fachhochschule.

Heute arbeitet Harald Arends als fester Mitarbeiter des Fotoarchivs der Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen mit rund einer Million Fotos. Als Foto-Profi interessieren ihn aber auch der Fotokunstmarkt (hierzu bietet er in Tempelhof-Schöneberg ab 18.11. erstmals einen VHS-Kurs an) und die Historie der Fotografie. Auf diesem Gebiet wird Arends an der VHS ab 30.10. die Kriegsfotografie genauer in den Blick nehmen: Was will sie, was bewirkt sie, wie wird sie manipuliert? Und: Warum setzen Fotografen für Fotos aus Krisengebieten ihr Leben aufs Spiel? Diese Frage ist für Harald Arends auch eine ganz persönliche, wurde er doch als Bildjournalist von der Bundeswehr auf die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten vorbereitet.

Oktober 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis