Menschen in der VHS
Reinhard Spielvogel
Reise-Tage-Buch-Künstler

Wo immer Reinhard Spielvogel sich aufhält - seine Augen schweifen aufmerksam umher, halten sich nur kurz fest, etwa an einem brüchigen Fassadenvorsprung. Oder an der in Eisen gegossenen Abkürzung SPQR, die jeden Gulli-Deckel der Stadt Rom ziert. Schnell bückt er sich, bringt das antike Relief mit Papier und Bleistift als Frottage nach Hause, ergänzt es um Skizzen und Notizen. Facetten eines Reisetagebuchs.

Reinhard Spielvogel nimmt gern interessierte Laien mit auf seine Reisen. Er sucht die Gegenwart historischer Orte und bietet seine Hilfe an beim Brückenschlag zwischen heute und gestern. Mit genauer Beobachtung, dem Blick aufs Material, mit Stift und Pinsel legt er die Struktur frei - was verbirgt sich dahinter? Wie wurde es zu dem, was es heute ist?
Reinhard Spielvogel schloss an der HdK Berlin als Meisterschüler ab, machte zugleich das Staatsexamen als Kunsterzieher und arbeitet seit 1980 als Freier Künstler in verschiedenen Kreuzberger und Schöneberger Ateliers. Seine Werke sind als informell, abstrakt zu bezeichnen. "Aber gerade das ist konkrete im Unterschied zu abstrakter Kunst, bei der du von der Realität eine Form ‚abziehst'", wirft Spielvogel ein, "konkrete Kunst steht erst einmal nur für sich selbst." Erst im zweiten Schritt kann man wieder reassoziieren, aber das passiert mehr im Kopf des Betrachters: Ob die Farbfläche vielleicht eine verputzte Fassade, eine Wetterkarte oder andere Strukturen zeigt?

Seit Beginn seiner Karriere verlässt Spielvogel regelmäßig die Einsamkeit des Ateliers. Denn "Malen ist ein einsames Geschäft!", und der Austausch mit anderen kunstinteressierten Menschen für ihn essentiell. Seit Jahren arbeitet er mit kleinen Gruppen, seit 1996 auch in der Volkshochschule. Er versteht sich als Coach. Einen Malkurs bei Spielvogel zu besuchen, heißt Wege zu finden, sich mit künstlerischen Mitteln auszudrücken, heißt gemeinsame Reflexion. Spielvogel ist auch ein Mann für internationale Begegnungen: Als Italien-Kenner und Liebhaber machte er von Beginn an bei den europäischen Bildungsprojekten der VHS Tempelhof-Schöneberg mit und fand dort sofort gute, dauerhafte Kontakte.

Sein Kurs "Reisetagebuch", eigens entwickelt für die ersten Sommerakademien in Italien und Spanien, wird bei der diesjährigen Akademie in Berlin (21.-28. Juli 2007) um Elemente des Creative Writing erweitert. Experimentell und interdisziplinär wird auch in Spielvogels Kurs "Spuren der Bewegung" mit Angela Nicotra gearbeitet. Hier bewegen sich die Akteure im Freien auf einem vorbereiteten Untergrund, auf dem Füße, Hände und diverse Malwerkzeuge farbige Spuren hinterlassen, gleichzeitig expressiv und meditativ zu den Klängen einer Jazz-Trompete - Zuschauer erwünscht!

Spielvogels Thema ist die Verarbeitung der Gegenwart eines Ortes. So sieht er das Thema "Reisen" auch für die Europäische Sommerakademie in Berlin: im Sinne von Erkunden und neu Hinschauen. Auch für Einheimische birgt dieser Blick auf die eigene Realität Neuigkeitswert.

VHS im Sommer
Das Sommerprogramm der VHS ist da. Die neuen, hellblauen Programmhefte mit sommerlichen Motiven sind ab sofort in der VHS und an vielen Stellen im Bezirk erhältlich. Für die Monate Juni, Juli und August finden sich darin über 100 neue Angebote: vom Spanischkurs in Form einer "Musikreise" durch den spanischsprachigen Kulturraum über die "Kanu-Expedition in den Spreewald", "Tai Ji Quan im Park" bis hin zum Jugendtheater-Workshop. Einen Schwerpunkt bilden kompakte Qualifizierungsangebote in Sachen Computer und Personal Business Skills (z.B. As-sessment-Center-Training), Deutsch und Fremdsprachen (z.B. Business Correspondence). Einen besonderen Teil des VHS-Sommers macht die Europäische Sommerakademie aus, die vom 21.-28. Juli erstmals in Berlin stattfindet. Die VHS lädt ein, sich an dieser interkulturellen Begegnung mit Kursleiter/innen und Teilnehmer/innen aus mehreren Ländern zu beteiligen.
(Infos: www.vhs-tempelhof-schoeneberg.de/akademie).

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April 2007  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis