Atelier in der Fläming-Grundschule

Kunst gegen Stress

Das Nachbarschaftsheim Schöneberg e. V. organisiert seit dem Schuljahr 2005/2006 die Ganztagsbetreuung an der Fläming-Grundschule. 
Ein besonderes Angebot für die Schülerinnen und Schüler der Fläming-Grundschule ist der Atelierraum der Kunstmalerin Jaleh Pourhang-Ramezani. Als MAE-Kraft versucht sie den Kindern am Nachmittag nach dem Essen und den Hausaufgaben Schulangst und -stress durch die Beschäftigung mit der Kunst zu nehmen. Dabei wendet sie ihre Erfahrungen aus der Mitarbeit an dem Projekt "Wie kann man durch Künstler oder ein Stückchen Kunst in der Schule Schülern Angst und Stress nehmen?" an. Ihre Philosophie: "verletzte Persönlichkeit findet im individuellen Kunsterlebnis zu sich" ist ihre Maxime.

Die Kinder bestimmen die Themen und die künstlerische Gestaltung. Alltägliche Dinge wie Joghurtbecher, Tapeten- und Stoffreste, leere Filzstifte oder Papprollen und anderes inspirieren die kleinen Künstler unter ihrer Anleitung zu kleinen Plastiken und Kollagen. Mehr Mädchen als Jungen verbringen ihre Zeit während der Ganztagsbetreuung bei ihr, wenige nur für Minuten und einige bis zu 3 Stunden bis ihre Eltern sie abholen. Jaleh Pourhang-Ramezani übt keinen Zwang auf die Kinder aus, sondern leitet sie dazu an, die Materialien und Farben fachgerecht und sorgsam zu benutzen. Manchmal sind diese auch Geschenke von Eltern. Mit kleinen Belohnungen (Bonbons) bedankt sie sich bei ihnen, auch weil sie die Kunstwerke erstmal für eine kleine Ausstellung behält. Stolz hat mir Jaleh Pourhang-Ramezani die Arbeiten bei meinem Besuch in ihrem Raum gezeigt.

Frau Jaleh Pourhang-Ramezani lebt seit 1985 als iranische Emigrantin und Künstlerin in Deutschland, seit 1998 in Berlin. Sie wurde 1941 in Teheran geboren, studierte dort Sozialwissenschaft und Malerei. 1968 bekam sie einen Kunst-preis für eine Kinderliteratur-Illustration. Sie arbeitete als Kunsterzieherin am Gymnasium, als Dozentin an der Kunsthochschule und später an der Berufsfachschule für Grafikdesign. Von 1975 bis 1978 war sie Leiterin der Mani-Gallery-of-Arts in Teheran. Erst erfolgreich und geschätzt, musste sie später der Vernichtung ihrer geistigen und materiellen Existenz machtlos zusehen. Der Terror am Weiblichen und die Zurückdrängung zu einem "Nichts" bestimmen seitdem ihr Leben und ihre Bilder. Nach ihrer Emigration 1985 in die BRD hat sie in Ba-den-Württemberg Malkurse für Erwachsenen und an Modefachschulen gegeben und ist 1998 nach Berlin gekommen. Hier hat sie unter anderem in der Schokoladenfabrik in Kreuzberg mit jungen Frau-en gearbeitet, wobei sie Malen und Zeichnen als psychologische Arbeitsmethode benutzt hat.

Frau Jaleh Pourhang-Ramezani hat ihre Werke auf vielen internationalen Einzel- und Gruppen-Ausstellungen gezeigt, zuletzt 2006 in der Inselgalerie in Berlin als Mitglied in der EFKA (Europäischen Frauenakademie für Kunst und Wissenschaft) für die Stiftung des Fördervereins der Frauenakademie der Künste und Wissenschaften Berlin Brandenburg e.V..

Bärbel Schneider

.
Februar 2007  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis