Filmrezension zu "Voll Krass"

Sind sie alle so?

Einen Film zu rezensieren, der nur 20 Minuten dauert, und dabei nicht den gesamten Handlungsstrang vorweg zu nehmen, ist selbst für mich als Stuckrad-Barre Nachfolger nicht leicht. Aber der Film ist gut. Und ich kenn mich da aus. 

Es ist ein Film, der wahrscheinlich um 0:40 Uhr auf ARD laufen würde, wäre er länger. Doch da es nur ein Kurzfilm ist, aufgrund finanzieller Mittel und den durch Ramadan erschöpften Jugendlichen, wird er auf Festivals gespielt werden, und hat meiner Meinung nach gute Chancen dort positiv angenommen zu werden. Das Bild ist sehr DVD-mäßig, man merkt, dass professionell gearbeitet wurde, die Dialoge sind improvisiert, so dass die Jugendlichen, einer erinnert an Benni aus dem 70-er Jahre Sequel "Eis am Stiel", ein anderer an Bushido, ihre eigene Sprache, ihren Straßenslang sprechen können und den Film somit authentisch machen. "Voll Krass" übrigens der Titel. In den U.S.A. sind sie gang und gäbe, in Deutschland fehlt es an Gangsterfilmen, die im Ghetto, das Wort ist ja letztendlich nur eine Frage der Definition, spielen, es gibt zwar einige, aber keiner hatte bis jetzt das Potenzial zum Klassiker, wie zum Beispiel der Franzose "La Haine" ["HASS", franz. Spielfilm mit Vincent Cassel aus dem Jahre 1995]. Im Anschluss an den Film gibt es eine Dokumentation, indem die Darsteller sich gegen die Vorurteile wehren, alle südländisch aussehenden Jugendlichen seien kriminell.
Die Jugendlichen machen einen sympathischen, fröhlichen Eindruck, jedoch wird ein einzelner Film nichts an Vorurteilen von Leuten ändern, die sich nicht die Mühe machen, sich mit anderen Kulturen auseinander zu setzen. Aber er macht Lust auf mehr deutsche Filme aus diesem Genre.

Wenn du mehr Informationen zum Film haben willst oder Lust hast, an einem Filmprojekt teilzunehmen, melde dich bei Stephan Rumphorst in der Kifrie-Medienwerkstatt. Tel.: 855 40 70.

Sebastian Müller
Praktikant

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Februar 2007  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis