Getestet von Sanna v. Zedlitz

Friedenauer Cafékultur am Breslauer Platz

Woran liegt es nur, dass einige gastronomische Betriebe von Anfang an laufen wie geölt, obwohl an derselben Adresse etliche Vorgänger gescheitert waren? Es muss wohl am Licht liegen. Man gebe den zuvor höhlenartigen Räumen eine freundliche Beleuchtung, entferne Trockenblumen-Deko von den Wänden sowie alles, was sonst noch den Blick verstellt, und schon drängen sich die Gäste. Eine knappe Woche hat das "Lula" in der Hedwigstraße 1 gebraucht, dann hatte sich bei der Cafégängerschaft rund um den Breslauer Platz herumgesprochen, wo man zur Abwechslung auch mal hingehen kann. 

Besonders attraktiv ist natürlich das Kinderzimmer mit Tischen für die Mütter - so etwas hat die Autorin vor Jahren mit ihren Kleinkindern händeringend gesucht!

Rauchfrei, alkoholfrei, verschiedene lose Teesorten im Kännchen und Kaffee aus unterschiedlichen Anbaugebieten, dazu ein ausbaufähiges Frühstück und ein paar Kleinigkeiten aus der Küche oder zum Mitnehmen - die Kühlung sieht ein wenig aus wie eine Jukebox. Dezente Hintergrundmusik, ein paar Zeitungen und Zeitschriften runden das Konzept von Robert Sever und seiner Frau Sarah ab. Ein Brunch am Sonntag wurde schon in Aussicht gestellt, doch irgendwann möchte das Ehepaar auch ein wenig Zeit mit den eigenen Kindern verbringen!

In der Schmargendorfer Strasse in den Räumen der früheren Spielothek (für so was hat Friedenau einfach keinen Bedarf) hat eine Boulangerie eröffnet: das Café Brel - ebenfalls rauch- und alkoholfrei. Auch hier kommen die Kleinen nicht zu kurz. Neben den Loungesesseln in den fröhlich orange gestrichenen Räumen gibt es eine Kinderecke, und während die Großen die Köstlichkeiten französischer Patisserie genießen, bauen ihre Kinder friedlich riesige Türme aus gigantischen Bausteinen. Zum Mitnehmen gibt es Croissants und Baguettes wie in Paris selbst, und auch auf den charmantesten Augenaufschlag hin verraten Kitty Nouar und ihr Mann Michèl nicht ihre Bezugsquelle. Neben dem Café Brel, der Paris Bar und dem Kempinski gibt es nur noch drei Orte in Berlin, wo man dieses Gebäck bekommen kann!

Ein Kulturcafé soll es werden, mit Kunst und Lesungen - das passt sehr gut zum Eindruck des Cafés mit seinem hübschen Kamin: Er würde auch einer Bar einen schönen Rahmen geben. Einen Sonntagsbrunch gibt es schon. Doch ein Abendbetrieb kommt auch für die Nouars mit ihren drei Kindern nicht in Frage. Schließlich gibt es ja auch noch Marcello am Breslauer Platz mit seinen klassisch italienischen Kaffeespezialitäten und der köstlichsten Steinofenpizza weit und breit: ein harmonischer Dreiklang Friedenauer Kaffeehauskultur.

Sanna v. Zedlitz

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Februar 2007  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis