Kiezgeschichten
Freitag früh bei Reichelt

Die Kaiser-Wilhelm-Passage, (fast) unendliche Einkaufswelten. Wir schreiben das Jahr 2007, eine Zeit der liberalisierten Öffnungszeiten. 
Gut, der Tee- und der Buchladen haben am Freitag morgen um 8.30 Uhr noch zu. Ist ja o.k. Aber nach dem Hochfahren zur Reichelt-Filiale steht man auch dort vor verschlossener Tür. Die Bank im Vorraum ist schon besetzt: Ein älterer Herr, der gerade von Aldi kam (die öffnen um acht) sitzt dort. Wir nehmen es mit Humor, nach Hause zu gehen lohnt sich nicht. 

Und wir bleiben nicht die Einzigen: Mehrere Kunden unterschiedlichen Alters und beiderlei Geschlechts haben - ebenso wie wir - angenommen, dass Reichelt um acht Uhr öffnen würde. Teilweise erkennen sie gar nicht, dass sie noch nicht hineindürfen, weil am Backwarenstand im Vorraum schon Brot und Brötchen verkauft werden und alles hell erleuchtet ist. Nicht jeder findet die Situation lustig, die Wartenden sind in Eile vor dem Wochenende und wollen den Samstagseinkauf vermeiden.

Punkt neun werden die Pforten geöffnet, jeder schiebt jetzt seinen Einkaufswagen durch die Sperre und der Einzelne fragt sich insgeheim, warum die Langschläfer mit ihrem Mitternachts-Shopping die bessere Lobby haben....

Marina Naujoks

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Juli/August 2007  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis