Da fehlt doch was...
Stundenausfall an der Fläming-Grundschule

Wir hier in Berlin, wir brauchen kein hitzefrei. Bei uns fällt die Schule auch so aus. Nach den Sommerferien werden an der Fläming-Grundschule 7 Lehrkräfte fehlen, was einen Ausfall von etwa 180 Schulstunden in der Woche bedeutet. Theoretisch könnten also fünf Schulklassen komplett zuhause bleiben. Aber solidarisch teilen sich alle Kinder den Mangel und unterrichten sich auch mal gegenseitig. Als erstes fallen übrigens die Förderstunden für weniger Leistungsstarke und für Integrationsschülerinnen und -schüler flach. Auch Sport und Englisch sind unterbesetzt. Fachfremdes Vertreten ist da schon normal.

Die Fläming-Schule kennt das schon. Von November 2006 bis Ende März diesen Jahres war man bereits in derselben Situation. Bis das Schulamt reagierte und Vertretungskräfte schickte, die in Schulen abgezogen wurden, wo die Fehlstunden noch nicht ganz so hoch waren. Vielleicht sollte man den Kindern demnächst Bildungsgutscheine geben, damit sie selbst auf die Jagd nach Lehrkräften gehen? Im besten Falle werden die Klassen zusammengelegt, und die Lehrer machen freiwillig Überstunden (ob sie dafür entlohnt werden, steht auf einem anderen Blatt, aber der Lehrerberuf ist ja ein idealistischer, wer wollte da an Geld denken?). Im schlechtesten Falle sitzen die Kinder irgendwie ihre Zeit ab. Die Eltern sind ja alle kluge Leute und haben sicherlich viel Muße, mit den Kindern das versäumte Wissen aufzuholen, und da man in den restlichen Stunden des Tages mit Lohn- und Hausarbeit beschäftigt ist, wird es auch diesmal vermutlich ohne größere Proteste zugehen. Kürzlich stand im Tagesspiegel, es gebe noch insgesamt zwei (2) Reservelehrer für ganz Berlin: Damit lässt sich doch was anfangen! 

Einige Schulen haben ein Budget beantragt, um Fehlzeiten mit selbst organisierten Lehrern zu decken. Das Schulamt veranstaltet außerdem gelegentlich sehr spontan, fast unangekündigt und gern mitten in den Ferien eine Art Lehrer-Casting für Lehramtsabsolventen, häufig am Bedarf der Schulen vorbei. Dann gäbe es da noch die Pensionäre, die Lehrer und Lehrerinnen in der Elternzeit (weshalb wir Krippenplätze brauchen), oder schließlich noch als Quereinsteiger Menschen aus der Praxis, die zum Beispiel ihren Chemie- und Physiklaboren den Rücken kehren und die Ausbildung ihres Nachwuchses selbst in die Hand nehmen wollen. Bitte melden Sie sich an den Schulen! Ob es allerdings Geld für Sie gibt, wäre noch zu klären. Aber eins steht fest: Die Kinder sind da!
Wir werden die Entwicklung beobachten und berichten.

Sanna v. Zedlitz

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Juli/August 2007  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis