Wettbewerb
Mein schönstes Wort 

Mein schönstes Wort ist Fernweh, "weil es das Wort ist, das ich lebenslang gesucht habe. Bis ich angefangen habe, Deutsch zu lernen, habe ich dieses Gefühl nicht benennen können. Es ist komisch, etwas zu spüren und kein Wort dafür zu haben." 
(Cristina Cubeiro-Becerra)

Aus: Jutta Limbach (Hg.), Das schönste deutsche Wort: Liebeserklärungen an die deutsche Sprache. Freiburg i. B.: Herder, 2006; S. 76. 

Inspiriert durch den Wettbewerb "Das schönste deutsche Wort", ausgelobt vom Deutschen Sprachrat im Sommer 2004, ist das Nachbarschaftsheim Schöneberg auf die Idee gekommen, einen solchen Wettbewerb zu veranstalten. Alle Besucherinnen und Besucher, Freunde sowie Nutzerinnen und Nutzer des Nachbarschaftsheims Schöneberg sind dazu eingeladen, Ihr „schönstes“ Wort zu präsentieren.

Nachbarschaft bedeutet Verständigung, Verständigung basiert auf Kommunikation, und Kommunikation beinhaltet Sprache.

Übrigens: Wussten Sie, dass das Wort Nachbarn von "nahe" und "Bauer" kommt, dass man darunter die in angrenzenden oder nächstgelegenen Gebäuden wohnenden Personen versteht, das Wort Nachbarschaft im soziologischen Sinne "Gemeinschaft des Ortes" bedeutet? 

Und dass ein Nachbarschaftsheim eine soziale Einrichtung in einem Wohnviertel/Kiez ist, in dem sich Menschen unabhängig von ihrem Alter und sportlichen Vorlieben treffen, sich unterstützen und gemeinsam etwas unternehmen können und es in einer Zeit, in der sich viele Menschen sonst nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, eine wichtige Einrichtung gegen die zunehmende Vereinsamung ist? (aus: Wikipedia, die freie Enzyklopädie im Internet).

Wie häufig benutzen wir jedoch ein Wort, ohne uns über den Wortsinn viele Gedanken zu machen, was dann ja auch häufig genug zu Missverständnissen führt. So ist die Idee nachahmenswert, sich einmal genauer mit den Wor-ten, die einem täglich begegnen, auseinanderzusetzen, auf ihren Inhalt, Klang, Rhythmus oder die hervorgerufenen Gefühle und Erinnerungen zu achten und so sein "schönstes Wort" herauszufinden. 
Darum lädt das Nachbarschaftsheim Sie ein, am Wettbewerb "Das schönste Wort" teilzunehmen und Ihr schönstes Wort bis 15. Oktober 2007 einzusenden. Wichtig ist nur, dass Sie begründen, warum es Ihr schönstes Wort ist. Unter den Einsendern wird eine Jury die drei schönsten Worte prämieren. Eine Sammlung der "schönsten Worte" werden im Internet, im nächsten Programmheft sowie in der Stadtteilzeitung veröffentlicht und in einer Ausstellung präsentiert. Die Ausstellung und Präsentation einer Auswahl der "schönsten Worte" wird am 30. November im Großen Saal in der Holsteinische Straße 30 eröffnet. 
Bitte senden Sie Ihr schönstes Wort an:

Nachbarschaftsheim Schöneberg e. V. 
Öffentlichkeitsarbeit 
Hosteinische Straße 30, 12161 Berlin
oeffentlichkeitsarbeit@nachbarschaftsheim-schoeneberg.de
Tel 85 99 51-39 (Sandra Schulte)

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Liebäugeln
"Ihr auch liebäugelten mir sehr..."

Bei aller Umständlichkeit halte ich das Deutsche doch für eine schöne Sprache, weil es so viele schöne bedeutungsmalende Wörter hat, Heimweh z.B., oder Nachtschwärmer, Feinsliebchen, Sommerfrische, himmelstürmend, Traumtänzer, Heidenangst - um nur ein paar zu nennen, die mir auf Anhieb einfallen. Mein Favorit aber ist ‚liebäugeln'. Wir benutzen es ja nur noch im übertragenen Sinne, wenn wir z.B. mit einer Idee liebäugeln oder mit den tollen Schuhen im Schaufenster, die eigentlich viel zu teuer für unser Budget sind: sollen wir oder sollen wir nicht? Wann hat zuletzt jemand mit seiner/seinem Liebsten geliebäugelt anstatt zu flirten oder gar anzubaggern? Welcher Dichter, welche Dichterin hat noch ernsthaft mit Liebesblicken geäugelt? Mir fällt nur aus einer fernen Vorlesung über Barockdichtung Andreas Gryphius ein mit einer einzigen Zeile aus einem Liebesgedicht, das ich trotz intensiver Suche nicht mehr finden kann: "Ihr auch liebäugelten mir sehr..."
Kann man es schöner sagen?

Sigrid Wiegand

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Auf Tuchfühlung

Im nachbarschaftlichen Bereich? Moment mal, ich gehe zunächst auf gesunde Distanz bei anderen Menschen. Es sei denn, sie wirken doch vertrauenerweckend. Oder auch nicht, aber man muss mit ihnen irgendwie auskommen. Dann kann oder muss man ein bisschen "auf Tuchfühlung" gehen!

Egal, was jetzt die Experten für Mittelhochdeutsch zur Herkunft dieses alten Ausdrucks sagen (hatte der nicht etwas mit dem Durchsuchen nach Waffen zu tun?), für mich ist es eine sehr bildhafte Beschreibung, wie man bis zur Kleidung - der zweiten Schutzhülle des Menschen nach der Haut - heranrückt: Die Qualität des "Stöffchens" abschätzen, eventuell den Körpergeruch des Betreffenden wahrnehmen und einschätzen, warum das Gegenüber sich selbst so und nicht anders präsentiert (Misstrauisch werde ich bei Leuten, die fortwährend ganz in schwarz gekleidet sind).

Zur Selbstdarstellung gehört auch die Art, wie jemand spricht. Weit verbreitet ist wichtigtuerische Akzentuierung, obwohl nichts ´rauskommt.

Sie merken schon, "auf Tuchfühlung gehen" ist eine allumfassende "Untersuchung". Bei Menschen, bei denen man erst auf dem zweiten Blick erkennt, wie dezent, bescheiden und doch gediegen sie in die Welt hinaustreten, gehe ich gerne "auf Tuchfühlung".

Marina Naujoks

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Juli/August 2007  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis