Hotel Friedenau ist jetzt das Literaturhotel Berlin
Das Literaturhotel

In Friedenau hat sich das erste und einzige Literaturhotel Berlins etabliert. Wir kennen es bereits, es ist das Hotel Friedenau von Christa Moog. Seit sie in Friedenau lebt, beschäftigt sie sich mit der aktuellen und historischen Autorenszene des Bezirks, und wie ergiebig ihre Recherchen sind, kann ab sofort in der hoteleigenen Bibliothek erforscht werden.

Zur Neuwidmung des Hotels gab es am 8. Juni einen Festakt im Uwe-Johnson-Salon des Hauses, zu dem ein Film aus der Reihe "Litera-Touren" über den Künstlerkiez Friedenau von Christel und Heinz Blumensath gezeigt wurde. Sofort wünscht man sich, dass derartig gut gemachte Dokumentationen häufiger im Fernsehen wiederholt werden als so manche andere Produktion, die die Welt nicht braucht. Nun, aber wir können ja hierher kommen und alles darüber erfahren, wie es war, als Uwe Johnson als Wohnungsscout durch die Straßen Friedenaus zog, um die passenden Bleiben für seine Autorenfreunde Grass, Enzensberger und Frisch zu finden. Grass revanchierte sich offenbar mit Einladungen zum - selbstgekochten - Essen nebst Literaturpalaver. Man war nicht immer einer Meinung in den sechziger Jahren, und das machte die Sache spannend. Ebenfalls unter dem Eindruck der Endsechziger bildeten sich Autorenzirkel mit dem schönen selbstironischen Titel "Arbeitskreis revolutionärer Schriftsteller" kurz: ArSch, unter anderem mit Nicolas Born.

Wieviele Mitglieder der schreibenden Zunft es hier gibt und gab, ist kaum zu fassen. Einen Überblick gibt das Büchlein "Das andere Friedenau. Spaziergänge durch 125 Jahre Kunst-, Literatur- und Baugeschichte", ebenfalls von Christel und Heinz Blumensath. 

Am Rande der Veranstaltung verlautete außerdem von der Edition Friedenauer Brücke, dass gerade eine neue Anthologie "Friedenau erzählt" vorbereitet werde. Der erste Band, der voraussichtlich im Winter erscheinen wird, behandelt die Jahre von der Gründung bis zum 1. Weltkrieg, der zweite Band umspannt 1914 bis 1945, der dritte reicht bis in die heutige Zeit.
Nach dem Film gab es noch eine kleine Lesung aus Werken Friedenauer Literaten wie Kurt Tu-cholsky, Christoph Meckel und Hans Magnus Enzensberger, und im Anschluss fanden sich im Garten bei einem Glas Wein Gruppen und Grüppchen plaudernder und diskutierender Gäste zusammen, wie es sich für eine literarische Soirée gehört.

Christa Moog plant weitere Lesungen mit Friedenauer und Berliner Autoren und konnte dem erfreuten Publikum bereits die Zusagen von Judith Hermann und Christoph Meckel verkünden. Die Termine werden wir rechtzeitig veröffentlichen.

Hotel Friedenau - 
Das Literaturhotel Berlin, 
Tel: 8590960

Sanna v. Zedlitz

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Juli/August 2007  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis