Beliebter Treffpunkt in Friedenau
Das S-Café - Friedenauer Trendsetter

Als Petra Wald 1984 das heutige S-Café pachtete, war sie eine echte Pionierin: Weit und breit kein Lokal, das den Namen Café auch nur entfernt verdient hätte - jedenfalls keines, das auch junge Leute angezogen hätte. Sie und ihr heutiger Ehemann, ein Bau-Fachmann, krempelten die Ärmel hoch und machten sich daran, die Ruine des einstigen Tabakladens im früheren Bahnhof Friedenau zu einem der beliebtesten Treffpunkte ganz Friedenaus auszubauen. 

Das konnten sie damals natürlich nicht ahnen: "Ich wollte schon immer ein Café haben", meint Wald schlicht. Alles war neu - irrsinnig viel Arbeit, acht Jahre lang war an Urlaub praktisch nicht zu denken, aber mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zum Teil noch heute dabei sind, war die Zeit trotz allem "eher eine große Party". 1985 konnte das Café eröffnet werden, im darauf folgenden Sommer kam der kleine Biergarten dazu. "Wir hatten die erste Buddelkiste weit und breit", erinnert sich Wald. Viele Leserinnen und Leser werden jetzt dankbar nicken, ist das S-Café doch bis heute eine Oase für Sonntagsfrühstücke mit Kindern. 
Als begeisterte Mutter von zwei Kindern hatte Petra Wald immer einen Blick für die Bedürfnisse von Familien. Als sie deshalb das Café zur rauchfreien Zone (bis 18 Uhr) erklärte, waren auch die meisten rauchenden Stammkunden einsichtig.

Kann sich so ein kleiner Gastraum im Winter überhaupt tragen? Als das S-Café noch ganz allein die Gegend mit gutem Kaffee versorgte, war das sicher gar kein Problem. Doch es traf sich gut, als Ende der 90er Jahre die ebenfalls denkmalgeschützte Bahnhofshalle zum Verkauf stand. Nach aufwendiger Renovierung wird seit einigen Jahren im Herbst und Winter ein Sonntagsbrunch mit großer Kinderspielecke angeboten. Dazu kann die Halle für private Feiern gemietet werden - an lauen Sommerabenden kann man im Garten sitzen - und außerdem finden kleine feine Jazz- und Folk-Konzerte sowie regelmäßig Tangokurse statt.
Von den Kindern, die schon damals nach Schulschluss in den Laden kamen, um sich ein Bonbon zu holen, arbeiten jetzt ein paar als Aushilfskräfte in der Küche oder im Service. Wie die Zeit vergeht...
"Im Sommer haben wir immer wieder Bedarf an Personal", meint die Chefin. Seit einigen Jahren ist Petra Wache, eine ihrer früheren Mitarbeiterinnen, Petra Walds Partnerin. "Allein ist die Arbeit nicht zu bewältigen", sagt Petra Wald. Schließlich hat das S-Café die ganze Woche über von 9 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts geöffnet.

Zwar konnte man den ganzen "Winter" über mit Decken draußen sitzen, notfalls unter großen Heizstrahlern, doch wenn es Frühling wird und wieder so schöne Ereignisse wie eine WM oder eine Sonnenfinsternis stattfinden, dann wird man das erst recht wieder gemeinsam im Biergarten am Bahndamm genießen können. 

Sanna v. Zedlitz

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März 2007  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis