Menschen in der VHS
Albert Einstein
VHS-Namenspatron

E=mc2. Dass diese berühmte Physikformel für die Äquvalenz von Energie und Masse steht, weiß längst nicht jeder; dass ihr Urheber, der Nobelpreisträger Albert Einstein, lange Jahre in Schöneberg gewohnt hat, vermutlich erst recht nicht. Nun erinnerten die Bezirksverordneten daran, indem sie die VHS Tempelhof-Schöneberg in "Albert-Einstein-Volkshochschule" benannten, was jüngst mit einem Festakt offiziell vollzogen wurde. Grund genug für das Porträt eines besonders prominenten "VHS-Menschen".
Der 1879 in Ulm geborene, in München und Zürich aufgewachsene Fabrikantensohn schaffte erst nach schulischen und beruflichen Umwegen seinen Einstieg in die wissenschaftliche Laufbahn. In seinem "Wunderjahr" 1905 schreibt er drei bedeutende Aufsätze zur Moleküldimension, zur Quantentheorie und zur Elektrodynamik. Im selben Jahr stellt er seine Spezielle Relativitätstheorie auf, die er 1916 zur Allgemeinen Relativitätstheorie erweitert. Einstein: "Ich saß im Berner Patentamt in einem Sessel, als mir plötzlich der Gedanke kam: Wenn sich ein Mensch im freien Fall befindet, wird er seine eigene Schwere nicht empfinden können. Mir ging ein Licht auf."

Mit "Neugier, Besessenheit und sturer Ausdauer" hat Albert Einstein sein wissenschaftliches Talent erklärt - weniger mit einer außerordentlichen Begabung - und mit einer gehörigen Portion Naivität, um "mich über Raum und Zeit zu wundern". Dieselben Eigenschaften waren für ihn im normalen Leben zuweilen problematisch. Einstein konnte charmant und humorvoll sein, blieb aber privat ein Eigenbrötler mit wenig praktischem Lebenssinn. Mahlzeiten und Alltagsverrichtungen, aber auch sein Äußeres waren ihm egal - seine ungezähmte Lockenmähne ist von Fotos her weltbekannt. Zwei Mal verheiratet, war Einstein wohl nur mäßig als Familienmensch begabt. Seinen Ehefrauen und den zwei leiblichen Söhnen gegenüber gebärdete er sich oft als Tyrann.

Wissenschaftlich feierte er hingegen Erfolge, die ihn zuweilen selber in Erstaunen versetzten. Nach Zwischenstationen in Prag und in der Schweiz berief ihn 1913 die Preußische Akademie der Wissenschaften zum Mitglied. Einstein zog nach Berlin; die Familie verließ ihn bald. 1917 wird er während einer schweren Krankheit von der Kusine versorgt, die in der Schöneberger Haberlandstraße wohnt. Sie heiratet Einstein 1919; er bezieht das legendäre Turmzimmer, ein Studierstübchen, in das die Ehefrau ohne seine Einwilligung keinen Einlass erhielt. Im selben Jahr wird Einstein weltbekannt, als astronomische Forschungen die Richtigkeit seiner theoretischen Erkenntnisse beweisen. 1921 erhält er den Physik-Nobelpreis.

Neben der Physik galt Einsteins Passion der Musik und dem Segeln, das er seit 1929 in Caputh, bald aber an der Küste vor Long Island praktizierte. Denn von seinem letzten USA-Besuch 1932 kehrte er in weiser politischer Voraussicht nicht nach Deutschland zurück. In Princeton fand er als Forscher ein neues Handlungsfeld - dennoch war es für ihn "eine Verbannung ins Paradies." Bei aller Zurückgezogenheit seines Arbeitens spielte er in der veröffentlichten Meinung immer wieder eine herausragende Rolle. So 1939, als er einen Brief an den US-Präsidenten Roosevelt mit unterzeichnete, der empfiehlt, einer Entwicklung von Atomwaffen durch Hitlerdeutschland zuvorzukommen. Später hat der Pazifist Einstein diese Unterschrift bedauert und zugleich dementiert, dass seine wissenschaftlichen Erkenntnisse die Entwicklung solcher Waffen erst möglich gemacht hätten.

Als Einstein, der bis an die Grenzen von Raum und Zeit zu denken verstand, 1955 starb, war es ihm nicht gelungen, seinen lebenslangen Traum von der Vereinigung aller physikalischen Theorien in einer "Weltformel" zu verwirklichen. Dennoch gilt bis heute das von seinem Forscherkollegen Niels Bohr geäußerte Urteil: "Durch Albert Einsteins Werk hat sich der Horizont der Menschheit unendlich erweitert, und gleichzeitig hat unser Bild vom Universum eine Geschlossenheit und Harmonie erreicht, von der man bisher nur träumen konnte."

.
Mai 2007  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis