Menschen in der VHS

Thilo Billmeier
Philosoph in Berliner Museen

Er wollte "lieber was Vernünftiges studieren". Statt in die von den Eltern vorgesehene Maurerlehre drängte es Thilo Billmeier zum Philosophiestudium. "Die Leidenschaft für das Wahre" habe ihn umgetrieben, sagt er. Billmeier, der "Lesemensch", studierte in Freiburg neben Philosophie auch Musik- und Kunstwissenschaft, zog als Schüler des Philosophieprofessors Michael Theunissen nach Berlin und kam hier, Anfang der neunziger Jahre, auch gleich mit den Volkshochschulen in Kontakt.

In Zehlendorf unterrichtete Billmeier Kunstgeschichte, in Tempelhof Philosophie - auf die Dauer aber nichts, was sich trennen ließe. Schon gar nicht bei seinem umfassenden Anspruch, philosophischen Diskurs anzustiften und "die Kunst zum Sprechen zu bringen". Ganz bewusst verweist Billmeier hier auf die große Berliner VHS-Bildungstradition schon in den 1920er Jahren. Der Philosoph und Kunsthistoriker Max Raphael ist sein Vorbild, der bis zu seiner Emigration Kursgruppen der "VHS Groß-Berlin" ins Museum führte.
Auf diesem Weg kam Thilo Billmeier zu seinem eigenen Kurs-Konzept der "Kunstgeschichte in Berliner Museen", das nun schon seit Jahren ein stets ausgebuchter Renner im VHS-Programm ist. Es hat wenig mit der "klassischen" Museumsführung zu tun, sondern setzt auf den Dialog einer weitgehend gleichberechtigten Seminargruppe über Kunst und Philosophie-Semesterthemen. "VHS ist das, was die Leute machen", sagt Thilo Billmeier. Damit will er die besondere Rolle, das starke Engagement und die hohe Identifikation der Teilnehmenden mit "ihrer" VHS und "ihren" Themen herausstellen.

Billmeier entwickelt die von ihm ausgesuchten thematischen Reihen - in diesem Winter ist es "Allegorie und Ereignis" - in Gesprächs- und Arbeitssitzungen stets gemeinschaftlich mit seinen Gruppen: vor den Bildern in Museen und Berliner Ateliers. Die parallel von ihm angebotenen Philosophiekurse sind dabei für ihn und seine Teilnehmenden eine wichtige Vertiefung. "In Zeiten, wo jeder Gedanke schon einer zuviel ist, wo man sich für Theorielastigkeit förmlich entschuldigen muss", bringt Billmeier in seinen Kursen den Mut auf, mit dialektischer Leidenschaft Kunst und Welt zu durchdenken.

In seinen Museums-Kursen entstehen auf der Grundlage der Besprechung einzelner Kunstwerke umfängliche Protokolle der Themenreihen, die Thilo Billmeier als publizierender Philosoph dann zuweilen für Veröffentlichungen in Fachzeitschriften des In- und Auslandes schriftlich weiterentwickelt. Andererseits gibt er aber auch das Motto aus: "Keine Angst vor Kunst". Schließlich gehöre die nicht ausschließlich den Kunsthistorikern. Und gerade über Philosophie könne man nicht nur mit Philosophen auf höchster Ebene debattieren.

Damit ist der Philosoph Billmeier, der heute "mit Freundin, Papagei und Cello" am Prenzlauer Berg wohnt, in seiner Wahrheitssuche mit Vielen auf einem gemeinsamen Weg. Ob er sie schon gefunden hat? Da antwortet er philosophisch: "Die Wahrheit ist nichts zum Finden, sondern zum Suchen."

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Dezember 2008  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis