Zum Beispiel Nico…

Da führte es mich letzten Sonntag (sicher nicht) zufällig in die evangelische Freikirche in Schöneberg, Hauptstrasse 125: Das ausgesprochen einladende Ambiente zog mich sofort in seinen Bann: Der Raum - mehr Konzertsaal würde man sagen: Leer. Klavierspiel irgendwo her, Stimmengewirr aus unteren Räumen, anheimelnde Essensgerüche, Geschirrklappern. Es war früher Nachmittag.

Hier oben eine Kulissenatmosphäre irgendwie, so eine Situation "Vorstellungsende", der Vorhang ist noch offen und man bleibt alleine zurück und wagt sich neugierfreudig einfach mal auf die Bühne… magisch angezogen ging ich dem schönen Klang entgegen, der aus der Ecke kam, wo das Sonnenlicht gerade einige Strahlen verweilen ließ.

Und da erst sah ich ihn: Einen blonden, leuchtenden Jungen am großen Bechsteinflügel - kein Notenblatt - mit den kleinen Händen über die Tasten fliegen, galoppieren, trommeln und streicheln zugleich. Die Füße reichten kaum an die Pedale: Meine Seele war schon angekommen und ich selbst setzte mich auch ganz schnell dazu. Ich durfte still genießen, einfach so - wie selbstverständlich fühlte ich mich willkommen….
Später sprach ich mit ihm und erfuhr, dass er schon 13 Jahre alt sei, seit 8 Jahren Unterricht hätte, seinen Musiklehrer schier zur Verzweiflung brächte, da er alles zu schnell und auch ohne Noten erfasse, Noten sowieso überhaupt nicht leiden könne, eigentlich viel lieber Schlagzeug spiele, hier auch schon solo gespielt hätte, aber das hier eben eine Eigenkomposition gewesen wäre…und….ob er nochmal…? Jaaaaaa! - "Welche Kostbarkeit" - schreit es in mir- und gleichzeitig empfinde ich so etwas wie Wehmut wegen der sicher zahlreichen unterforderten Kinder mit schlafenden Fähigkeiten, denen ihre Eltern keine Förderungen zukommen lassen.

"Unseren" Nico hören wir sicher noch öfter. Ja. Ganz sicher. Dieses herrliche Talent wollte ich den Lesern nicht vorenthalten:

Musikalische Grüße für Sie!

Elfie Hartmann

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Juni 2008  Stadtteilzeitung < Inhaltsverzeichnis