Friedenau vernetzt sich
Neue Chancen für Friedenau

Die Arbeitsgemeinschaft "Friedenau leuchtet" hat am vergangenen Mittwoch zusammen mit dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg eine Informationsveranstaltung in der Seniorenfreizeitstätte in der Stierstraße durchgeführt. Das Thema "Neue Chancen für Friedenau? - Konkrete Planungen, Perspektiven und Bürgerengagement zur Aufwertung des Ortsteils Friedenau" fand großes Interesse, was sich auch in zahlreichen Diskussionsbeiträgen widerspiegelte.

"Wir sind ein kleiner Kreis von Anwohnern und Gewerbetreibenden", erläuterte Magrit Knapp, die Sprecherin der AG. "Wir setzen uns ehrenamtlich für die Aufwertung unseres Ortsteil ein. Durch besondere Aktionen wollen wir auf die besonderen Vorzüge des Einkaufens, Arbeitens und Wohnens in Friedenau hinweisen. Die Friedenauer Bürger beobachten mit Sorge, wie die wachsende Zahl großer Einkaufszentren, insbesondere in der nahen Steglitzer Schloßstraße, das Friedenauer Gewerbe benachteiligt."
Die Nähe zur Schloßstraße könne für die Friedenauer Einkaufsstraßen auch als Vorteil begriffen werden, meinte Christof Deitmar, Experte für Infrastruktur und Stadtentwicklung bei der Industrie- und Handelskammer Berlin: nicht Konkurrenz, sondern sinnvolle Ergänzung zur überregional beliebten Steglitzer Einkaufsmeile mit ihren großen Zentren und der Vielzahl an Filialgeschäften. In Friedenau gebe es einen ausgewogenen Branchenmix qualifizierter kleiner Fachgeschäfte mit Beratungskompetenz. Allerdings gebe es punktuellen Entwicklungsbedarf, z.B. am Breslauer Platz.

Zu diesem Thema war auch der Tempelhof-Schöneberger Bezirksbürgermeister Ekkehard Band anwesend. Der Umbau des Platzes sei für ihn ein besonderes Anliegen, das dafür in Auftrag gegebene Verkehrsgutachten liege vor: Der den Platz tangierende Teil der Lauterstraße könne geschlossen und zur Vergrößerung des Platzes genutzt werden. Die Baumaßnahmen seien ab 2009 vorgesehen. Er sei zuversichtlich, dass die noch nicht ausdiskutierten Probleme in Bezug auf die geringere Zahl von Parkplätzen, eines offen zu haltenden Radweges sowie des notwendigen Zugangs für Rettungsfahrzeuge lösbar seien.

Der Architekt und Bauhistoriker Peter Lemburg ist selbst Anwohner und kämpft seit Langem gegen die Vernachlässigung des Platzes, der im Verlauf der ehemals längsten Straße Deutschlands - von Aachen bis Königsberg - mit dem weithin sichtbaren Rathausturm einen besonderen Akzent setze. Das Erscheinungsbild dieser "Stadtmarke Friedenau" werde jedoch stark beeinträchtigt durch die übermäßige "Möblierung" des Platzes mit Verkehrsschildern, Parkautomaten, Pollern, Masten, Telefonzellen und Reklamesäule. Der denkmalgeschützte BVG-Pavillon, gegenwärtig durch einen Getränkeautomaten, durch Schaltkästen, abgestellte Müllbehälter und schrille Werbung verunstaltet, müsse straßenseitig wieder seine ursprüngliche Funktion als Wartehäuschen erhalten. Die dem Platz zugewandte Seite könne bei Respektierung des Denkmalschutzes als Café-Restaurant umgestaltet werden, mit zugehörigem Bereich im Freien und begrünter Umrandung. Dazu müsse auch die unterirdische Toilettenanlage restauriert werden. Er hoffe, dass der Platz dann wieder zum Verweilen einlade und an Markttagen ähnlich attraktiv sei wie z.B. die Wochenmärkte auf dem Herman-Ehlers-Platz oder auf dem Kollwitzplatz am Prenzlauer Berg.

Sven Andrée stellte ein vom EU-Sozialfonds gefördertes Projekt der AG Friedenau leuchtet vor. Es geht dabei um den Aufbau eines Netzwerks für Friedenau auf der Basis eines besonderen Internet-Forums, das für alle Gewerbebetriebe, Ärzte, Anwälte, soziale Einrichtungen und sonstige Dienstleister in Friedenau offen sein wird. Oberstes Prinzip: Der Nutzer soll sich auf einfache Weise über die Besonderheiten in Friedenau informieren können, ohne in der Flut unerwünschter Werbung zu ertrinken. Die Recherche in der virtuellen Welt des Internet soll ohne Umwege und überflüssige Ablenkungsmanöver zu den realen Kontaktpersonen führen. Dies wurde am Beispiel "Tagesmütter in Friedenau" überzeugend demonstriert. Als besonders hilfreich erweist sich dabei ein Ortsplan mit darin markierten Fundstellen. Der Suchende kann so auch das Kriterium des kurzen Weges einbeziehen, was angesichts der begrenzten Parkmöglichkeiten in Friedenau oft den Ausschlag gibt. Die Gewerbetreibenden und Dienstleister wurden aufgefordert, ihre Einträge nach einheitlichen Vorgaben (höchstens 500 Zeichen Text, höchstens 4 Fotos) mit den gewünschten Links bald bei Silke Klimesch (webmaster@friedenau-netzwerk.de) anzumelden. Der Ersteintrag ist dank der Anschubfinanzierung innerhalb der Laufzeit des Projekts kostenlos. Die Internet-Seite soll Anfang Juni 2008 aktiviert werden. Jürgen Knapp leitet dieses Projekt.

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Mai 2008  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis