Jugend-Museum in Schöneberg

Ich bin bei Laila eingeladen !?

In ihrem kleinen Zimmer ist es anheimelnd warm, eine kleine Schale mit Keksen steht schon auf dem Tischchen mit der geschmackvollen Tischdecke. Zwei kleine Sofas daneben, Fotoalben liegen geöffnet aus... Hochzeitsvorbereitungen schweben durch den Raum? Laila, aus dem Libanon, ist nicht da, müsste aber doch jeden Moment hereinkommen ?
Da schaue ich doch erst mal nebenan bei Yücel aus der Nord-Türkei herein, das Zimmerchen da, direkt neben dem von Laila, zieht mich genauso in seinen Bann: ebenso einladend, als würde man - gerade jetzt - hereingerufen.
Zögernd trete ich ein, das Bett in der Nische ist gemacht, ein schönes weißes (Fest)-Kleid hängt dort bereit für? was? aha ... ein kleiner Fernseher steht auf dem Nachttischchen und: der zeigt das Fest der Beschneidung !
Wie ein - geladener - Eindringling fühle ich mich, denn ... auch Yücel ist nicht hier: zumindest nicht physisch..., wie auch die zwölf Anderen in den weiteren Zimmern nicht ... Rodriguez, Bahadoran, Mihriban oder Alexsandra...

Ich bin in Berlin ! In Schöneberg! In der Hauptstraße Nummer 40/42! Im Jugend Museum !
Und meine kleine, sehr persönlich empfundene Darstellung gibt auch nur einen Bruchteil von dem preis, was den Besucher erwartet.

Da gibt es noch das Geschichtslabor, die neue, etwas ungewöhnliche und sehr beeindruckende Ausstellung, in der Kinder und jüngere Jugendliche einen Einblick in die Zeit des Nationalsozialismus in Berlin vermittelt bekommen. Auch reale Objekte sind hier in Schausammlungen zu bestaunen.

Angeboten werden außerdem separat Projekttage, deren Ergebnisse dann in den Klassen präsentiert werden. Dazu noch ein "Highlight": Eine öffentliche Präsentation ist das Resultat gemeinsamer Entwicklung einer authentischen Lebensgeschichte, die auf der Bühne umgesetzt wird.
Nach der Recherche wird: das Drehbuch geschrieben, das Bühnenbild entworfen, die Requisiten zusammengesucht und Kostüme z.T. sogar hergestellt und - die Rollen sorgfältigst untereinander verteilt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die laufende Ausstellung im präventiv- pädagogischen Bereich zur wirksamen Begegnung von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus angesiedelt ist ... so die Information des Jugend Museums.
Im Untergeschoss finde ich Nostalgie pur ... und zu meinem großen Erstaunen ist alles frei zugänglich und - gewollt - zum Anfassen:
Uromas Waschbecken, eine Toilette aus früherer Zeit, antikes Kinderspielzeug und zwar: aufgeteilt in das der armen Kinder aus den Hinterhäusern und in das der reichen Kinder aus dem Vorderhaus ... unbedingt Zeit, Muße und ... viele Nachfragen mitbringen!
Die Freude und Begeisterung der Mitarbeiter ist unübersehbar ... dazu: eine Riesenportion Vertrauensvorschuss, die hoffentlich nie missbraucht wird, wünscht sich

Elfie Hartmann

Öffnungszeiten:
Mittwoch, Donnerstag 15-18 Uhr
Samstag,Sonntag 14-18 Uhr
Der Eintritt ist frei

Projekttage für Gruppen
Montag bis Freitag 9 bis 13 Uhr nach Anmeldung
Tel. 75 60 61 63
Fax 75 60 63 29
mail@jugendmuseum.de
www.jugendmuseum.de

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November 2008  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis