Nach 34 Jahren erfolgreicher Arbeit wurde die Schwielowsee-Grundschule geschlossen
Bewegender Abschied


Marion Dießelberg, die ehemalige Schulleiterin (r.) und Oliver Schworck (links daneben), Bezirksstadtrat und ehemaliger Schüler der Schwielowsee-Grundschule bei der Einweihung der "Denkmals"

Seit Mitte Juli sitzt auf der Rasenfläche zwischen Kolonnen- und Leberstraße ein mit bunten Kinderhänden bemalter Buddy-Bär als Erinnerung an die Schwielowsee-Grundschule, die nach fast 34-jährigem Bestehen zum 31.07.2008 geschlossen worden ist. Der Bär lächelt und winkt in Richtung Schule, so als wolle er über den traurigen Abschied hinwegtrösten.

Es war ein langer Abschied von der ältesten Ganztagsschule (West-) Berlins. Zusammen mit einer Kita bildete die Schwielowsee-Schule das Kinderzentrum Monumentenstraße auf einem 22.000 m2 großen parkähnlichen Gelände, von Bezirkspolitikern gern als "städtebauliches Juwel" bezeichnet.
Lange bevor das Konzept der Ganztagsschule Eingang in die schulpolitische Landschaft gefunden hat, wurde in der Monumentenstraße das ganztägige Lernen "in gemeinsamer Verantwortung von Lehrern und Erziehern erfolgreich umgesetzt" wie Marion Dießelberg, die ehemalige Schulleiterin, betont. Eigentlich hätte alles wunderbar weitergehen können, wenn nicht eine Sanierung des Schulgebäudes wegen seines Alters und der Asbestbelastung angestanden hätte.

Das Sanierungsdrama begann im November 2003. Das Bezirksamt verkündete die Schulauflösung wegen der auf 11,5 Mill. Euro geschätzten Sanierungskosten. Vor-gesehen war die Zusammenlegung der auslaufenden Schwielowsee- mit der Havelland-Schule auf dem Gelände an der Kolonnenstraße. Dieser Plan stieß auf großen Widerstand in der Eltern- und Lehrerschaft, und ein jahrelanger, wechselvoller Kampf um den Erhalt der Schule begann, der zunächst sogar Erfolg zu haben schien. Doch obwohl bald ein Entwurf für ein neues Gebäude vorlag und die Sanierung durch UEP-Mittel hätte finanziert werden können, wurden diese Pläne nicht umgesetzt, sondern immer wieder verzögert. Grund hierfür war mitunter die nicht genau geklärte Zuständigkeit zwischen Senat und Bezirksamt.

Am 9.1.2007 beschloss das Bezirksamt, für die Beteiligten zu diesem Zeitpunkt völlig überraschend, die Schwielowsee-Schule wegen fehlender Gelder und sinkender Schülerzahlen im Bezirk zum Schuljahresende 08 zu schließen. Nach diesem Schock gab es noch ein kurzes kämpferisches Aufflackern in der Elternschaft, doch der entscheidende Funke für weitere Proteste sprang nicht mehr über. Der jahrelange und zeitintensive ehrenamtliche Einsatz hatte die Eltern zermürbt.
Zusehends manifestierte sich der schon seit langem spürbare schleichende Auflösungsprozess durch den Weggang von Schülern und damit auch von Lehrern und Erziehern. Neue 1. Klassen durften zum Schuljahr 07/08 (obwohl es über 30 Anmeldungen gegeben hätte) nicht aufgenommen werden.


Demo vor dem Rathaus Schöneberg im Dezember 2006

Die letzten Monate standen unter dem Zeichen der bevorstehenden Schließung: Lehrer und Erzieher mussten bei laufendem Betrieb den Auszug vorbereiten, der Zeit-plan sah die Räumung der Schule bis zur 1. Ferienwoche vor. Dadurch bedingter Unterrichtsausfall war unvermeidlich. Das Schulgebäude wurde von Tag zu Tag ungemütlicher, die Wände schmuck-loser und die Stapel der Umzugskartons höher.
Außerdem wurde die Umverteilung der Schüler, Lehrer und Erzieher auf andere Schulen organisiert. Die anfangs gewünschte Kontinuität der Klassenverbände konnte nur teilweise eingehalten werden.
Trotz dieser Belastungen hat die Schule in den vergangenen Jahren engagierte Projekte umgesetzt, wie z.B. "Gesundes Leben im Kiez", die zweimalige Teilnahme am Karneval der Kulturen zusammen mit dem Kiezpartner Low-Tec und Partnerschaften mit Schulen in Togo und in Angola.
Die Frage der Nachnutzung war im Juli noch nicht geklärt: Ob das Gelände dem Liegenschaftsfond zum weiteren Verkauf übergeben wird oder weiterhin in öffentlicher Nutzung für Kinder und Jugendliche bleibt, was für den Kiez sehr zu wünschen wäre.

Allen Beteiligten wünsche ich, dass sie die Veränderungen gut bewältigen und die Erfahrung mitnehmen, dass sich das politische Engagement, trotz allem, gelohnt hat, auch wenn das Gefühl bleibt, nüchterne Zahlen hätten über Menschen und ihre Ideen entschieden.

Sabine Lenke

.
September 2008  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis