Gemeinsam macht es mehr Spaß
Das Orchester für die Insel…

Im Sommer fällt es am meisten auf: Durch dieses halboffene Fenster kann der halbe Kiez einem Pianisten bei seinen Tonleiterübungen zuhören, auf der gegenüberliegenden Straßenseite probt ein Streichquartett, ein paar Häuser weiter singt sich ein Tenor ein… die Schöneberger Insel ist vermutlich einer der Berliner Kieze, die hinsichtlich seiner Musiker-Besiedlungsdichte ganz oben in der Statistik erscheinen würde (wobei sich offenbar noch kein Mensch die Mühe gemacht hat, eine solche Statistik zu erstellen).

Einer dieser vielen musikalischen Inselbewohner ist Rainer Lewalter, seines Zeichens Kontrabassist. Ihm kam eines Tages im Juni 2008 die Idee, das Potenzial, das das Viertel zu bieten hat, einmal zusammenzubringen. Eine der im Musikbereich aktivsten Institutionen im Viertel ist zweifellos die evangelische Kirchengemeinde, und so dauerte es nicht lange, bis Lewalter sich mit Kantor Peter Lehmann in einem Café verabredete, um Pläne zu schmieden: Innerhalb von kaum mehr als einer halben Stunde war das Projekt "Insel-Kiezorchester" aus der Taufe gehoben.

Per Mundpropaganda und Handzettel haben sich mittlerweile etliche Musiker zusammengefunden, und so sind die beiden Initiatoren voller Hoffnung, dass die Proben, die ab September jeden Montagabend in der Königin-Luise-Gedächtniskirche auf dem Gustav-Müller-Platz stattfinden werden, eine reizvolle mittelgroße Besetzung hervorbringen werden.

Das Inselorchester soll dabei attraktiv für alle Instrumentalisten im Kiez und seinem Einzugsbereich bleiben. "Schöneberg verfügt ja bereits über ein ambitioniertes und auf sehr hohem Niveau spielendes großes Sinfonieorchester - damit können und wollen wir überhaupt nicht konkurrieren", meint Lewalter. Vielmehr gehe es darum, den ansässigen Musikern - Profis ebenso wie engagierten Amateuren - zu ermöglichen, den Inselkiez musikalisch zu repräsentieren.

Für das entstehende Ensemble - das vielleicht ungefähr die Größe eines Kammerorchesters haben wird - gibt es ein reichhaltiges Repertoire aus fast allen Stilepochen der europäischen Musik. Zum Einspielen und gegenseitigem Kennenlernen hat Peter Lehmann ein Divertimento von Wolfgang Amadeus Mozart ausgewählt, "die kleine Schwester der Kleinen Nachtmusik", wie er sagt - eines der Werke dieses Musikers, die kaum spieltechnische Schwierigkeiten bieten und dabei doch reizvoll klingen.
Die Stärken und persönlichen Vorlieben der Mitspielenden, so wünschen es sich Lewalter und Lehmann, sollen bei der Auswahl des Repertoires eine bedeutende Rolle spielen. Viele der jetzt schon Beteiligten haben unterschiedlichste musikalische Erfahrungen gesammelt, in Jazz und Rock, Klezmer und Irish Folk. "Es wäre doch großartig, wenn man - ausgehend von Barock und Klassik als gemeinsamer Sprache - all diese verschiedenen Einflüsse einbinden könnte."

Trotz des bereits recht regen Interesses am "Kiezorchester" freuen sich die Initiatoren natürlich immer über Verstärkung. Insbesondere Streicher und Holzbläser sind für den Herbst jederzeit willkommen.

Proben: ab September jeden Montagabend in der Königin-Luise-Gedächtniskirche auf dem Gustav-Müller-Platz

Kontakt:
Rainer Lewalter 78 89 41 40
(rainer.lewalter@berlin.de)
Peter Lehmann 78 71 86 85

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September 2008  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis