Neigierig auf Geschichte


Ost und West und mitten drin 
Eine Workshopreihe des Jugendmuseums Schöneberg zum zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls

„Endlich“ -  habe ich gedacht, als ich den Zeitzeugenaufruf vom Jugendmuseum Schöneberg für die Mitarbeit in einer Workshopreihe zur Berliner Mauer gelesen habe. Vor dem bekannten Hintergrund der besonders großen Wissenslücken und/oder erschreckenden Verklärungen und Verharmlosungen über die DDR und die wohl untrennbar mit ihrer Geschichte verbundene Berliner Mauer bei unseren Kindern, freute ich mich sehr, dass sich in unserem Bezirk jetzt auch die Grundschulen diesem Kapitel deutsch-deutscher Geschichte annähern wollen. Deren Kinder sind nämlich die Akteure, die zusammen mit den pädagogischen Mitarbeitern des Museums am Ende der Workshops eine dementsprechende Ausstellung gestalten sollen.

Und das Konzept der Ausstellung, die ein Baustein des Bundesmodellprojektes „Hands on history. Neugierig machen auf Geschichte“ ist und von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert wird, hat mich auch sofort überzeugt.

Im Rahmen von vier mehrtägigen Workshops zu jeweils unterschiedlichen Fragestellungen  können sich die Kinder diesem wichtigen und spannenden Thema sehr individuell widmen. Sie recherchieren zum Tag des Mauerbaus, zum Leben in den ersten Jahren der geteilten Stadt und zum Mauerfall, gehen als Reporter auf die Straße und treffen sich mit den oben erwähnten Zeitzeugen. Sie erleben, dass Politik nicht etwas Abstraktes ist, sondern am Beispiel ihrer Stadt, dass Politik auch in das ganz normale Leben eingreift.
Ihnen wird die Möglichkeit gegeben, politische Ereignisse quasi von unten, aus der familiären Sicht zu begreifen, und wo könnte das besser möglich sein als in Berlin? Der Stadt, in der die Menschen mit ihren Familien hautnah unter der Teilung des Landes gelitten haben. Nur hier ging die Teilung durch Straßen, zerschnitt Plätze, Familien, Liebende und zerstörte nicht selten auch Lebensträume. Durch die Einbindung von Zeitzeugen kann Geschichte sinnlich werden, emotional berühren und Neugier wecken. Die Kinder nutzen diese Möglichkeit. Sie haben viele Fragen und mit ihren Fragen schlagen sie jedes Mal wieder neu die Brücke zwischen den Generationen, zwischen der Vergangenheit und unser aller Gegenwart. Am Ende des Treffens haben wohl alle Beteiligten das Gefühl, etwas bekommen zu haben.

Dieses Projekt läuft übrigens auch im Bezirk Pankow und die Arbeitsergebnisse der Workshops werden mit Film, Foto, Ton und Objekt-Collagen festgehalten und zu einer Wanderausstellung zusammengeführt, die zur langen Nacht der Museen, am 31. August im Schöneberger Jugendmuseum eröffnet und dann ab November in ausgewählten Schulen in den Bezirken Pankow und Tempelhof-Schöneberg zu sehen sein wird. Sie soll damit auch andere Schüler neugierig machen auf die Hintergründe des Jahrestages „20 Jahre Mauerfall“.

Veronika Schneider

www.jugendmuseum.de

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April 2009  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis