Die "Köpcke-Bande"

Familie Köpcke 1986. Foto: Ingeborg Ullrich

„Berlin Ecke Bundesplatz“  auf der Berlinale


Dann also die Köpcke-Bande! Nur für diesen Film ließen sich Berlinale-Karten organisieren. 22 Jahre gibt es die Langzeitdokumentation „Berlin Ecke Bundesplatz“ bereits und es soll ja immer noch Menschen geben, auch in Berlin, die diese Fernsehreihe nicht kennen. Man mag das kaum glauben, schließlich ist „Berlin Ecke Bundesplatz“ eines der spannendsten, bewegendsten und klügsten Fernsehprojekte.

Bei der Köpcke-Bande handelt es sich, nur um das gleich klarzustellen, um eine Friedenauer Familie. Das wird gleich am Anfang klar, wenn in einer der ersten Szenen Vater und Kinder anlässlich der Hochzeit eines Paares aus der Nachbarschaft als „Köpcke-Bande“ vorgestellt werden. Sie gratulieren mit einer musikalischen Darbietung, denn Niels Köpcke, der Vater, hat zwei Berufe: er arbeitet als Begräbnisredner und Sänger. Die Mutter hat den Kindern zuliebe ihre erfolgreiche Karriere als Tänzerin aufgegeben. Die Kinder, zwei Töchter, ein Sohn, werden ebenfalls künstlerisch und musikalisch sehr gefördert. Von 1986 bis 2008 wurde die Familie Köpcke im Rahmen der Langzeitdokumentation von Detlev Gumm und Hans-Georg Ullrich filmisch begleitet. Den beiden gelingt das Kunststück, Menschen liebevoll zu porträtieren und gleichzeitig einen wachen, kritischen Blick beizubehalten.
Tatsächlich lässt sich anhand der Familie Köpcke einiges verdeutlichen, was sich in den letzten zwanzig Jahren gesellschaftlich geändert hat. Die Töchter zum Beispiel versuchen im Gegensatz zur Mutter Beruf und Kind zu vereinen, was nicht immer ohne Schwierigkeiten gelingt. Im Gegensatz zu der langen, stabilen Ehe ihrer Eltern probieren sie Beziehungen aus, bleiben auf der Suche. Einzig der Sohn der Familie scheint einen gradlinigeren Weg zu gehen, der Film endet mit seiner Heirat auf einem Standesamt in Berlin.

Als besonderes „Bonbon“ waren nicht nur die beiden Filmemacher im ausverkauften Kino „Cosima“ anwesend, sondern auch Eltern und Töchter der Familie Köpcke. Die Familie zeigte sowohl im Film als auch vor Ort Selbstironie und Offenheit. An ihnen läge es nicht, wenn die Serie nicht mehr weiterginge, sprach Vater Niels Köpcke launig ins Mikrofon. Auch sein Sohn erwarte mittlerweile Nachwuchs, die Familie Köpcke hätte also dafür gesorgt, dass es auch in Zukunft genügend Geschichten zu erzählen gäbe. Im Publikum war die Nachfrage nämlich groß, wie es denn weiterginge, ob man weiter drehe und ob die Filme demnächst im Fernsehen gezeigt würden und ob denn eine DVD erscheine.

Wie geht es also tatsächlich weiter? Die Filme werden im Sommer im Fernsehen ausgestrahlt. Ob es eine DVD geben wird, ist noch unklar. „Berlin Ecke Bundesplatz“-Fans dürfen aber darauf hoffen, dass die ganze Reihe in der „Deutschen Kinemathek“ am Potsdamer Platz gezeigt wird. Die Stadtteilzeitung wird alte und neue Fans auf jeden Fall auf dem Laufenden halten!

Isolde Peter

www.kaenguruh-film.de

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April 2009  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis