Orte und Plätze   von Marina Naujoks

Die Tempelhofer Dorfkirche, 1930. Foto: Bundesarchiv, Autor: Köhler.


Die Templer und ihre Schätze

Haben Sie auch ein (jüngeres?) Familienmitglied, das sich enorm für die geheimnisvolle Geschichte der Tempelritter interessiert? Hollywoods Filmindustrie hat diesen Stoff in den letzten Jahren begierig aufgenommen und mehrfach verarbeitet, große Stars waren in den Filmen zu sehen. Um die ganze Welt ging die Jagd nach Schätzen, dabei liegt der Schlüssel zu den Geheimnissen eventuell vor unserer Tür?

Das Mittelalter war geprägt von den Kreuzzügen. Sie haben ähnlich große Veränderungen im Leben der Menschen verursacht wie in der Neuzeit die Entdeckung der Neuen Welt. Was mit einem politischen Ziel, das religiös verbrämt wurde, nämlich der „Befreiung“ der Stadt Jerusalem und des Heiligen Landes von allen Nichtchristen, begann, hatte auch wirtschaftliche Konsequenzen: Transportwege mussten aufgebaut werden, ständiger Nachschub an normalen Gütern des täglichen Lebens organisiert werden.  So wundert man sich nicht, dass damals die ersten Schecks im Umlauf waren, die ersten hotel- und hospitalähnlichen Einrichtungen geschaffen wurden.

Welche „Firma“ war für die Logistik verantwortlich? Geistliche Orden übernahmen diese Aufgaben, wir kennen sie noch heute, beispielsweise die Malteser und Johanniter. Ein Orden war besonders tüchtig: Der Templerorden, 1118 von fränkischen Kreuzrittern in Jerusalem gegründet. Ordenssitz war die Stelle, von der man glaubte, dass König Salomon dort seinen Tempel hatte. So ist der Name entstanden.

Europaweit aktiv hatte dieser Orden, deren Mitglieder Armut, Keuschheit und Gehorsam geloben mussten, entscheidenden Einfluss und Gewicht in der damaligen Finanzwelt. Dem französischen König Philipp IV. ging diese Macht zu weit, er erreichte, dass Papst Klemens V. 1307 den Orden verbot. Die vorangegangene Verleumdungskampagne und anschließende Verfolgung der standhaften Mitglieder war schmutzig, intrigant, absolut übel. Und eben bis zum heutigen Tag geheimnisumwoben...

Zurück in unseren Kiez: Im 13. Jahrhundert herrschten die Markgrafen aus dem Hause Askanien in der Mark Brandenburg. Sie gründeten Städte und ließen neue Siedlungen anlegen. Dafür braucht man Fachmänner. Und wer galt damals als solcher? Die Askanier beauftragen die Tempelherren.

„Lokatoren“ nannte man sie in dieser Funktion als Gründer und Verwalter. „Komturei“ war die Bezeichnung für einen Wirtschaftshof, den sie anlegen ließen. So eine Komturei lag gegenüber vom heutigen Rathaus Tempelhof, 1290 erstmalig urkundlich erwähnt.

Die tief religiösen Stifter ließen zwei weitere dörfliche Siedlungen anlegen und gaben ihnen den Namen der Mutter Gottes: Mariendorf und Marienfelde. Nach dem Ordensverbot 1307 übernahm der Orden der Johanniter die drei Komtureidörfer.

Alles vergangen im märkischen Sand? Die drei Dorfkirchen Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde sind über die Jahrhunderte erhalten geblieben und in ihrer ursprünglichen Gestalt nur wenig verändert worden. Etwas unscheinbar und versteckt sind sie die Relikte einer großen Geschichte im weitgehend spät aufgeblühten und traditionsarmen Großstadtgebiet Berlins.

Wie quicklebendig aber noch heute das jeweilige Gemeindeleben ist, erkennt man auf den Webseiten: www.gemeinde-alt-tempelhof.de, www.ev-kirchengemeinde-marienfelde.de und www.ev-kirchengemeinde-mariendorf.de. Besuchen Sie auch die Seite www.musikinkirchen.de, falls Sie bei einem Konzertbesuch die alten, ehrwürdigen Gemäuer kennen lernen wollen. Vielleicht ist die Musik der wahre Schatz der Tempelritter, der bis heute die Menschen erreicht?

Marina Naujoks

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Dezember 2009  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis