Kein Italiener. Drehorgelspieler auf dem Breslauer Platz. Foto: Thomas Protz
Drehorgeln von BACIGALUPO in „Monte bello nuovo“ ??
Italiener mit ihren Drehorgeln und den Firmenschildern Bacigalupo, Frati usw. oder die berühmten Gipsfigurenverkäufer sind im Prenzlauer Berg der Jahrhundertwende allgemein bekannt. Aber Italiener und ihre Drehorgeln in Schöneberg?
Franz Hessel schreibt in seinem Buch „Spazieren in Berlin“ im Jahr 1929 u.a. über Schöneberg:
„Und nun hinein ins eigentliche Schöneberg. Da ist eine Hauptstraße, wo es alles gibt ….. Dann ….. lieber über den Kaiser-Wilhelm-Platz - wie soll er auch sonst heißen? - ins sozusagen offiziell traurige Viertel von Schöneberg gehen, die Insel, wie die Einwohner es nennen: Straßen, die den Schienensträngen der Ringbahn benachbart sind. Dort kann man morgens und abends zwischen den beiden Bahnhöfen Schöneberg und Großgörschenstraße, die nicht miteinander verbunden sind, eiliges armes Volk durch den polnischen Korridor laufen sehen. Hinter den traurigen Fassaden ahnt man die sonnenlosen Hinterhöfe, die Rasenanlage, in der die Kinder nicht graben dürfen, Müllkästen und das ungewollte Duett eines Radiolautsprechers mit einer Drehorgel unten, keifende Nachbarinnen und die dünne Stimme des Bettelsängers. Das rotverhangene Gestell dort an der Ecke der absteigenden Nebenstraße, welches ein Werbebüro der KPD birgt, kann hier auf regen Zuspruch rechnen.“ …
(Quelle: Franz Hessel: Ein Flaneur in Berlin. Verlag Das Arsenal Berlin 1984, Seite 192 f).
Liebe LeserInnen, vielleicht haben Sie ja selbst oder ihre Verwandten oder Bekannten die italienischen Leierkästen in Schöneberg oder auf der roten Insel erlebt oder haben gar entsprechende Fotos. Wenn ja, lassen Sie es uns wissen, denn wir planen mittelfristig einen Artikel über Drehorgeln in Schöneberg. Wir freuen uns über jeden Hinweis.
Mit vielem Dank wünschen wir angenehme Dezembertage, ein warmes Herz und ein frohes Weihnachtsfest.
Hartmut Ulrich
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Dezember 2009 Stadtteilzeitung
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