Improvisationstheater an der Neumark-Grundschule


Die 4b macht Theater


„Freundschaft” - das ist Gegenstand und Titel des ersten Improvisationstheaters mit Schüler/innen, welches am 21. Januar 2009 seine Premiere in der Aula der Neumark-Grundschule in Schöneberg feierte. Entstanden war dieses Theaterprojekt durch das gemeinsame Engagement der Klassenlehrerin der Klasse 4b Frau Hetsch, und Frau Dr. Jaerisch, die der Klasse bereits als ehrenamtliche Lesepatin vertraut war. Da bei den meisten Kindern zu Hause kein Deutsch gesprochen wird - der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund liegt in der Neumark-Grundschule bei ca. 98 Prozent - entstand die Idee, gemeinsam mit den Kindern etwas zu entwickeln, wo Sprache wechselseitig gelernt, angereichert bzw. erfahren werden kann. Dabei kam es den Koordinatoren darauf an, dass die Kinder nicht irgendein beliebiges Theaterstück auf der Bühne bearbeiten sollten. Vielmehr wurden die Schüler/innen gebeten, ihre eigenen Erlebnisse zum Thema Freundschaft zu berichten, die schließlich die Grundlage für die Aufführung bildete. In Kleingruppenarbeit mit zwei bis vier Kindern und ein bis zwei Erwachsenen wurden so die Szenen entwickelt und allmählich zu einem Stück zusammengefügt.

Immer wieder wurde das Entwickelte den anderen Kindern vorgeführt, so dass die Schüler/innen sich aneigneten, zuzuhören, genau zu beobachten und Feedback zu geben. Sie lern(t)en so, sich in der deutschen Sprache mehr und mehr auszudrücken, aber auch, mit den eigenen Erfahrungen ernst genommen zu werden.

Gemeinsam mit dem Theaterpädagogen Herrn Mille wurde die Aufführung mit Bewegung durch Tanz und Choreographie verzahnt. Unterstützt wurde dieses Projekt zudem durch die Mitwirkung von drei ehrenamtlichen deutschen Muttersprachler/innen.

Sie alle zusammen verstehen sich nicht als Betreuer der Kinder, sondern als Menschen, die mit den Kindern gemeinsam etwas entwickeln. Improvisationstheater bedeutet dabei, dass es aus der Lebenswelt der Kinder entstanden und ihnen nicht aufoktroyiert worden ist. Der inhaltliche wie formale Rahmen der Aufführung ist abgesteckt, die Dialoge jedoch existieren nicht in Textform, d.h. sprachlich ist stets Improvisationsspielraum gegeben.

Seit September 2008 wurde dieses Projekt zweimal in der Woche für zwei Stunden in den regulären Unterricht der Klasse 4b integriert. Im nächsten Schulhalbjahr soll das Improvisationstheater mit derselben Klasse fortgesetzt werden. Anvisiert sind Themen wie das Geschlechter(rollen)verhältnis zwischen Mädchen und Jungen, die Problematik des Umgehens mit Vorurteilen oder auch Machtstrukturen zwischen den Kindern wie auch zur Erwachsenenebene - all das hat sich durch die gegenwärtige Arbeit mit den Kindern herauskristallisiert und verlangt nach einer Fortführung. Voraussetzung dafür ist eine Weiterfinanzierung. Das Quartiersmanagements Schöneberger Norden hatte gemeinsam mit dem Pädagogikinstitut Paulo Freire das Projekt angeschoben.

Die Begeisterung über das Improvisationstheater besteht nicht nur auf Seiten der Schule, den Projektleitenden und ehrenamtlich Engagierten, sondern diese war vor allem auch bei den Kindern - sowohl den Mitwirkenden wie den Zuschauenden - zu spüren.

Margret Xyländer

Homepage des Theaterprojektes: www.theater-neumark.de.tl

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Februar 2009  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis