Festakt zum 100. Geburtstag der Paul-Natorp-Schule aus der Sicht einer „Ehemaligen“

Festakt in der Aula der Paul-Natorp-Oberschule.    Foto: Enno Hurlin

Welcher Jahrgang?


Nun endlich also die Geburtstagsfeier, zwei Jahre verschoben wegen der Neugestaltung des Gebäudes. Die neue Aula – schön ist sie geworden – gefüllt bis auf den letzten Platz, viele Grauköpfe. Meine Nachbarin will wissen, wann ich mein Abitur gemacht habe, stellt erleichtert fest, dass sie nun doch nicht die Älteste hier ist und serviert mir auf die Schnelle einen Abriss ihrer Lebensgeschichte.

Im Programm die Rednerliste so lang wie mein Arm, viele haben etwas zu sagen. Der Schulchor begrüßt die Gäste mit einem Traditional, dann erzählt der Schulleiter Herr Wüsthoff etwas über die lange Leidenszeit der Schulrestaurierung (die immer noch nicht beendet ist) und hebt die Vorzüge der Paul-Natorp-Schule hervor. Bürgermeister Band hat sich die Schulreform vorgenommen und bricht eine Lanze für das Gymnasium, Günter Grass, dessen Enkelkinder hier die Schulbank drücken, fordert die Jugendlichen auf, mündig zu werden und solche Geschichten wie die von Herrn Zumwinkel künftig nicht zu dulden. Nach einem langen Vortrag über den jungen Paul Natorp und seine Musikbegeisterung bekommen wir eine Probe seiner Kompositionskünste zu hören, ein junger Nachfahre, Noé, spielt den 1. Satz seiner Cellosonate, später singt eine Abiturientin sehr schön das von Natorp vertonte Frühlingsgedicht von Mörike.

Inzwischen ist es dämmrig geworden, das Abendlicht, das durch das Glasdach sickerte, verlischt langsam, der Saal versinkt im Dunkel.  Aber wenigstens merkt niemand, wenn einem die Augen zufallen... Denn noch sind einige Reden zu bewältigen. Wir erfahren etwas über Hans Altmann, den Friedenauer Baumeister, der die Königin-Luise-Schule, wie sie einst hieß, baute (jetzt kenne ich also auch seine Lebensgeschichte!), eine Gesamtelternvertreterin und ein Ehemaliger haben etwas zu berichten, und auch zwei Abiturienten des Jahrgangs 2009 melden sich zu Wort, der junge Mann begrüßt, ganz im Zuge der Gleichberechtigung, die Zuhörer mit „Sehr geehrte Herren und Damen“ und zeigt auch sonst Witz. Und dann - endlich - ein furioser Schluss mit der Big Band der Schule: „Soul Man“ aus dem Film „Blues Brothers“ und „Tequila“, die traditionelle Abschlussnummer aller Schulfeste, wie es heißt. Die können was!

Das Licht geht an, alle blinzeln, und die Suche nach ehemaligen Klassenkameraden und Lehrern geht los. Bewaffnet mit Schnittchen und Sekt, von Schülerinnen gereicht, schieben wir uns durch die Menge, schauen einander ins Gesicht und fragen „Welcher Jahrgang?“ Gemeint ist der Abiturjahrgang, an dem man sich erkennen kann, wenn sonst nichts mehr zu erkennen ist. Sogar ein paar Frauen vom Abijahrgang 1940 und 41 sind da.
Am nächsten Vormittag geht es weiter, die Ehemaligen treffen sich zu einem Frühschoppen in der Schule, Stehtische sind in der Aula aufgestellt, in der Cafeteria werden Brötchen, Kaffee und Kuchen angeboten, es herrscht lebhaftes Leben und Treiben, und wieder hält man nach Bekannten Ausschau. Gemeinsam werden alte Fotos angesehen, Erinnerungen ausgetauscht: wir waren bei „Blubber“, kanntet ihr die noch - und „Kaninchen“, was haben wir das arme Weib bloß gepiesakt - hat euch der Helmert auch den „Freischütz“ vorgesungen – was, in die N. wart ihr verknallt, die haben wir nur den alten Drachen genannt (das war 10 Jahre später...)  Viele bekommen ganz junge Gesichter, als sie von ihrer Schulzeit erzählen. Ehemalige Klassenkameradinnen habe ich leider nicht getroffen, aber Spaß hat es gemacht, sich noch einmal an lange Vergangenes zu erinnern.

Ich wünsche den gegenwärtigen und nachkommenden Schülergenerationen viel Spaß und Erfolg auf der Paul-Natorp-Schule!

Sigrid Wiegand

FESTSCHRIFT
100 Jahre Paul-Natorp-Oberschule
QUOD ERAT DEMONSTRANDUM
Friedenau 1907/2007
400 Seiten mit vielen Fotos
20.- Euro
www.paul-natorp-oberschule.de

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