Menschen in der VHS


Maren Grabe - Dozentin für Pflege

Ein Schulgebäude, Unterrichtsraum, OH-Projektor, Videogerät - und ein Krankenhausbett. In diesem Raum findet ein besonderes Projekt der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg statt, das vom Europäischen Sozialfonds und vom Land Berlin gefördert wird. Es richtet sich an Frauen nichtdeutscher Herkunft, die ihre Deutschkenntnisse erweitern möchten und einen Berufseinstieg planen.

In zwei aufeinander aufbauenden Basiskursen „Deutsch, EDV und Berufsorientierung im Pflegebereich“ erwerben die Frauen neben Deutschkenntnissen fundierte Kenntnisse in EDV/Text-verarbeitung und im Bereich Pflege. Die Basiskurse schließen mit dem Zertifikat „Deutsch“ und einer Prüfung „Xpert Europäischer Computerpass“ ab. Im Anschluss an die Basiskurse können die Frauen einen Aufbaukurs besuchen und das Zertifikat „Basisqualifikation Pflege“ erwerben.

Maren Grabe unterrichtet in den Basiskursen das Fach Pflege. Das Bett gehört zum „Unterrichts-material“. Frau Grabe hat aber noch mehr dabei, nämlich Pillen, Salben, Verbandszeug und Ähnliches. Die anwesenden zehn Teilnehmerinnen kennen sich da schon aus, kennen die Unterschiede zwischen Salbe und Creme, Kapseln und Tabletten, das haben sie zum Thema „Umgang mit Medikamenten“ gelernt.

Frau Grabe hat einen beneidenswert interessanten Werdegang: Gelernte Krankenschwester, Arbeit in Krankenhäusern, über den 2. Bildungsweg Abitur, ambulante Kranken- und Hauspflege, ein Fachhochschulstudium „Pflege/Pflegemanagement“. Seit 2002 ist sie Dozentin bei der AWO für Pflege bei „Migrantinnen ins Arbeitsleben“, seit einigen Jahren auch Dozentin an der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg.

Zwischendurch arbeitete Maren Grabe über vier Jahre beim Deutschen Entwicklungsdienst im Jemen, in einer Kreisstadt mit 3000 Einwohnern. Als einzige westliche Mitarbeiterin unter Jemeniten musste sie die arabische Sprache lernen. Jeder, der Hilfe benötigte, kannte sie dort. Die Erfahrung durch die Arbeit in der fremden Kultur hat Frau Gabe geprägt und ihr Verständnis für fremde Kulturen geschult. Sie ist froh, dass sie diese Erfahrung in ihre Arbeit einbringen kann.

Migrantinnen liegen ihr sehr am Herzen, da sie besonders häufig zu den Arbeitslosen gehören. Frau Grabe hat aber Hoffnung, denn gerade bei den Pflegeberufen handelt es sich um einen zukunftsträchtigen Bereich, in dem insbesondere Migrantinnen Chancen haben, dauerhaft erwerbstätig zu sein. Bereits das zweiwöchige Praktikum - die Praktikumplätze findet Maren Grabe durch ihr inzwischen großes Netzwerk - bietet dazu eine Chance. „Teilnehmerinnen, die genügend Deutschkenntnisse haben und ihre Arbeit engagiert machen, werden gern übernommen, wenn sich eine Gelegenheit ergibt,“ sagt Maren Gabe.

Natürlich findet nicht jede Teilnehmerin gleich eine Stelle oder rechnet damit. „Lernen Sie trotzdem gerne den Bereich Pflege?“ „Natürlich, und am liebsten die Dinge, die ich im Alltag verwenden kann, zum Beispiel, wenn mein Kind oder ein anderes Familienmitglied krank ist.“ „Ich finde den Bereich „Ernährung“ am spannendsten,“ meint eine Teilnehmerin.

Neue Kurse beginnen ab September. Information in der VHS bei Frau Günther, Tel. 90277 3520 oder Frau Hadan, Tel. 90277 6973.

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Juli-August 2009  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis