Berlin Ecke Bundesplatz im Fernsehen


Ein SOMMER mit BERLIN ECKE BUNDESPLATZ


Als ich den Weg vom U-Bahnhof Bundesplatz zurücklege, um die beiden Filmemacher Hans-Georg Ullrich und Detlef Gumm, quasi die „Väter“ von Berlin Ecke Bundesplatz, zu interviewen, packt mich eine gewisse Rührung. Die Serie begleitet mich nun schon die Hälfte meines Lebens und hat mir vor zwanzig Jahren bereits ein Bild von Berlin vermittelt, das mich sehr geprägt hat. Wahrscheinlich ist das eines der Geheimnisse des Erfolges von Berlin Ecke Bundesplatz: Man sieht anderen Menschen bei ihrem Leben zu und sie wachsen einem irgendwie ans Herz. Man sieht, wie die anderen älter werden, wie sich deren Leben verändert, und blickt dadurch gleichzeitig auf das eigene Leben.
Zuletzt gab es auf der Berlinale Gelegenheit, fünf neue Filme der Reihe im „Cosima“ am Bundesplatz zu gucken. Wie sie die Berlinale erlebt haben, will ich also von den Filmemachern wissen. „Als vor dem Cosima-Kino am Bundesplatz eine ältere Dame stand und ein Pappschild „Karte gesucht“ hoch gehalten hat - das war schon ein ganz besonderer Augenblick!“, berichtet Hans-Georg Ullrich. So etwas sieht man ja sonst eher vor ausverkauften Opernhäusern, aber nicht vor einem Kino, in dem Dokumentarfilme laufen.“ Die Nachfrage war enorm, es gab Schlangen an der Kinokasse, über die sich auch der Kinobesitzer sehr freute. Auch Detlef Gumm betont, dass dieses große Interesse und die positive Resonanz im In- und Ausland Höhepunkte seines Schaffens als Dokumentarfilmer gewesen seien.

„Es gibt tatsächlich Menschen, die nach Berlin kommen, zum Bundesplatz fahren und dort Ecken aufsuchen, die in der Serie eine Rolle spielen!“, erzählt Ullrich amüsiert. Der ehemalige Gemüseladen der verstorbenen Frau Tomaschwefski, die Bäckerei der Familie Dahms, die jetzt einen türkischen Besitzer hat, oder das Gymnasium, auf das die Kinder der Familie Köpcke gingen, sind solche Orte. Manchmal laufen den „Bundesplatz-Touristen“ einige der „Bundesplatz-Filmmenschen“ über den Weg und sind manchmal sogar bereit, weiterzuhelfen. Eine Stadtführung „Berlin Ecke Bundesplatz“ gebe es ihres Wissens nach allerdings noch nicht, versichern mir beide Filmemacher lachend. Interesse daran gäbe es aber bestimmt genug!

Erstaunlich sei es, dass jeder so seine Fans habe, meint Gumm. Die sogenannten „Aussteiger“, die Bäckerfamilie, der Schornsteinfegermeister, der Rechtsanwalt, die alleinerziehende Mutter, jeder stünde für eine bestimmte gesellschaftliche Entwicklung und allen gälten immer mal wieder Anrufe und Nachfragen. Ob es denn schwierig gewesen sei, die Leute über die Jahre hinweg im Auge zu behalten und zu gucken, dass keiner abspringt? Bei dieser Frage lachen beide Filmemacher. Ganz im Gegenteil. Tatsächlich sei es so, dass die meisten mit Enthusiasmus dabei sind und eher nachfragen, ob und wann es denn weiter ginge. Und immer sei etwas ganz Wichtiges, Spannendes passiert, wenn Gumm und Ullrich gerade im Urlaub waren. Man merkt: Berlin Ecke Bundesplatz hat das Leben der Gefilmten, aber auch der Filmemacher immens beeinflusst.

Die Menschen vom Bundesplatz sind jedenfalls bereit, mindestens noch weitere 22 Jahre weiterzumachen. Stoff gibt es genug, die Kinder sind erwachsen geworden, neue Personen sind dazu gekommen. Die Berlinale hat nun hoffentlich noch einmal verdeutlicht, welchen Anklang „Berlin Ecke Bundesplatz“ bei den Zuschauern findet und wie sehr es sich lohnt, die Langzeitdokumentation weiterzuführen. Nicht nur eingefleischte Fans saßen begeistert im „Cosima“, es kamen auch viele, die nie oder selten fernsehen und dadurch die Dokumentarreihe vorher nicht kannten. Zu bedauern sind die Fernsehlosen aktuell allerdings schon, denn ein ganzer Sommer mit „Berlin Ecke Bundesplatz“ liegt nun vor uns. An fünfzehn Sendeterminen werden ab 7. Juli die fünf Berlinale-Filme gezeigt.

Wer nun bedauerlicherweise im Juli und August so gar keinen Termin frei hat um spätabends „Berlin Ecke Bundesplatz“ zu gucken, sollte sich den 6. September vormerken. An diesem Tag werden zwei verschiedene Stadtführungen durch Friedenau angeboten und zum Abschluss gibt es eine Open Air-Aufführung von „Berlin Ecke Bundesplatz“ im Menzeldorf. Genaueres werden Sie der September-Ausgabe der Stadtteilzeitung nach den Sommerferien entnehmen können.

Isolde Peter

Die Sendetermine:
„Mütter und Töchter“: 7. Juli, 4. August, 6. August 2009
„Die Aussteiger“: 15. Juli, 18. August, 20. August 2009
„Schön ist die Jugend ...“: 21. Juli, 20. August, 27. August 2009
„Die Köpcke-Bande“: 14. Juli, 13. August, 26. August 2009
„Der Yilmaz-Clan“, 8. Juli, 6. August, 13. August 2009
Die Filme werden jeweils auf 3sat, WDR und RBB gezeigt. Die genauen Zeiten entnehmen Sie bitte einer Programmzeitschrift oder im Internet der Seite www.berlineckebundesplatz.de

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