Verleihung der 1. Kosmopolita an Gülsen Aktas


Eine Frau von Welt


Bezirksbürgermeister Ekkehard Band und die Integrationsbeauftragte des Bezirks Gabriele Gün Tank verliehen gemeinsam mit dem Radiosender METROPOL FM zum ersten Mal den Interkulturellen Preis für Frauen und Mädchen „KOSMOPOLITA“. Mit diesem Preis würdigen die Veranstalter die Leistungen von Frauen und Mädchen, Gruppen oder Organisationen, die sich im Bezirk Tempelhof-Schöneberg herausragend und beispielgebend für das interkulturelle Leben einsetzen. Zusätzlich würde eine Junior-Kosmopolita geehrt. Die Festansprache im Goldenen Saal des Rathauses hielt die Schirmherrin Prof. Dr. Rita Süssmuth.

Die Preisträgerin der Junior-Kosmopolita LUISA SAVCUK kam vor zehn Jahren aus Russland nach Deutschland. Trotz vieler widriger Umstände und Probleme, die Ihren Neuanfang in Deutschland erschwerten, fand Sie Kraft und Zeit, sich um viele andere Menschen mit Migrationshintergrund zu kümmern. Beim Verein Harmonie wurde sie in kürzester Zeit Ansprechpartnerin für Mütter, Väter, Kinder und Jugendliche. Vor sechs Jahren gründete sie eine Gruppe für Mädchen und junge Frauen mit unterschiedlichem kulturellen und religiösen Hintergrund in Marienfelde. Sie organisierte verschiedene Aktivitäten, von der Modenschau bis zu Theaterstücken für die Mädchen. Heute arbeitet  Frau Savcuk im Verein Volkssolidarität Landesverband Berlin e.V. und hilft gewalttätigen Männern ein gewaltfreies Leben zu führen.



Gülsen Aktas, die Gewinnerin der 1. Kosmopolita ist 1957 in Ostanatolien geboren. Früh verstarb ihr Vater. Ihre Mutter kam als Gastarbeiterin ohne Ihre Kinder nach Deutschland. Hier arbeitete sie jahrelang in einer Fabrik, um für ihre vier Töchter in der Türkei sorgen zu können. Sehr viele Gastarbeiterinnen sind damals -ohne Familie- nach Deutschland gekommen. Ende der 60er Jahre lebten rund ein Drittel der Gastarbeiterinnen ohne ihre Familien in Deutschland. Sie sorgten für die daheim Gebliebenen, Ihre Töchter und Söhne. Diesen sollte es einmal besser gehen.

Gülsen Aktas wuchs bei Verwandten und in Heimen in der Türkei auf. Sie machte das Abitur und wurde Grundschullehrerin in der Provinz Diyarbakir. Erst mit 21 Jahren folgte Gülsen Aktas ihrer Mutter nach Deutschland.
 
Zunächst in Frankfurt am Main und später hier in Berlin, absolvierte Sie dann ein Studium der politischen Wissenschaften. Nach Ihrem Studienabschluss arbeitete Gülsen Aktas unter anderem in einem der ersten Frauenhäuser Berlins und wurde in verschiedenen Immigranten- und Frauenprojekten tätig.

2004 betreute und beriet Sie SchülerInnen und Eltern unterschiedlicher Herkunft an der Neumark-Grundschule in der Steinmetzstrasse in Schöneberg.

Sie gründete ein Frauennetzwerk für armenische, türkische, kurdische, bosnische und arabische Frauen, Mütter und Mädchen.



Seit 2007 leitet Gülsen Aktas die Seniorenfreizeitstätte Huzur in der Katzlerstrasse, das besonders von Migrantinnen der ersten Generation frequentiert wird. In dieser Einrichtung werden Selbsthilfepotentiale gefördert, der interkulturelle Dialog zwischen unterschiedlichen Ethnien jeden Alters verwirklicht und die Integration durch Bildung und Freizeitaktivitäten organisiert.
Vom Alphabetisierungskurs, über den Chor bis hin zu neuen Projektideen, wie Nordic Walking im Tiergarten oder Seniorinnenkaraoke bietet Huzur zahlreiche Angebote. Auch Ausflüge zum Thema "Deutsche Geschichte" erfreuten sich im letzten Jahr großer Beliebtheit.

Ob Schwimmen oder Rad fahren, Gülsen Aktas versucht den Huzur Besucherinnen Träume aus Kindheitsstagen zu erfüllen. Die Frauen "erschwimmen" sich im Huzur mit über 50 Jahren ihr Seepferdchen.

Ein Wunschprojekt von Frau Aktas trägt den Titel "Meine Oma fährt Fahrrad". Enkeltöchter, die ihren Großmüttern das Rad fahren beibringen.
Auch in Zukunft wird Gülsen Aktas mit ihren großartigen Projektideen und außergewöhnlichen Aktionen in Schöneberg und darüber hinaus Menschen verschiedenster Kulturen und Altersgruppen zusammen führen. Sie hat die Gabe jene Menschen zu mobilisieren, die für andere unerreichbar erscheinen.
Aufgrund Ihrer eigenen Biographie, aber auch weil Sie keine Probleme scheut, engagiert sie sich besonders für das selbstbestimmte und selbstständige Leben von Frauen und Mädchen. Deshalb hat die Jury Gülsen Aktas zur KOSMOPOLITA 2009 gewählt.


Bildergalerie von der Verleihung der 1. Kosmopolita

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Juni 2009  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis