Karstadt Schloßstraße


Klasse für Berlin


Unter diesem Motto wurde am 2. April das neue Karstadthaus in der Schloßstraße mit Prominenz und Sekt eingeweiht. Es ist zur Zeit das modernste Warenhaus und nach dem KaDeWe die Nummer zwei Berlins. Laut Geschäftsleitung soll eine „kundenorientierte Sortimentierung“ zum „schöner Shoppen in Steglitz“ beitragen. Schauen wir mal genauer hin! Über die architektonische Schönheit des modernen eckigen Glasbaus lässt sich meiner Meinung nach diskutieren. Zudem fehlt ja seitlich noch der Anschluss zum Boulevard Berlin.  Die Verkaufsfläche umfasst insgesamt 22.000 qm und erstreckt sich über 4 Stockwerke, jeweils von den großen Glasfassaden bei der Schloßstraße bis ganz weit nach hinten, wo es nur noch künstliche Beleuchtung gibt. Man fühlt sich etwas verloren, aber zum Glück gibt es ja an den Rolltreppen die Wegweiser.

Durch die Eingangstür betritt man die riesige Parfümerieabteilung, überall duftet und glitzert es, sämtliche Kosmetikmarken werden angeboten. Übrigens, die einzigen Kassen auf den Etagen befinden sich an den Rolltreppen. Im UG finden sich unter dem Titel „Home“ Bettwaren, Handtücher, die Geschirrabteilung und eine Espressomaschinenabteilung. Wenn man sich endlich durch all diese Abteilungen gearbeitet hat, landet man schließlich in der bekannten Lebensmittelabteilung „Perfetto“. Dort fühlt sich der Feinschmecker wohl, denn es gibt eine große Käsetheke, eine gut bestückte Fischtheke, eine gut sortierte Weinabteilung und ansonsten viele Regale mit erlesenen Lebensmitteln der gehobenen Preisklasse - der krasse Gegensatz zu den Regalen der Discounter. „Perfetto“ ist eben Premium. Allerdings eignet sich „Perfetto“ nicht, um mal schnell, was zu kaufen, denn man braucht - wie gesagt - lange für den Weg dorthin und nicht zu vergessen, man braucht das nötige Kleingeld.

Im ersten und zweiten Stock liegt der Schwerpunkt auf „Mode für die Dame und den Herrn“, wobei sich hinter der Herrenabteilung eine Schreibwarenabteilung und eine Kinderabteilung verstecken. Diese Anordnung ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Ich bin froh, dass es in diesem Warenhaus überhaupt noch Schreibwaren gibt! Angesichts der Vielzahl der Kleidergeschäfte auf der Schloßstraße, P&C, C&A, H&M oder Mango ... bietet sich hier viel Konkurrenz für das neue Warenhaus.

Gelungen finde ich Einrichtung und Konzeption des Restaurants. Das SB Restaurant bietet frische Speisen, ansprechend präsentiert und noch bezahlbar. Der riesige Sitzbereich ist modern und gemütlich eingerichtet, verfügt sowohl über Nischen als auch Clubsessel und sogar über einen Raucherbereich. Auf der schönen Dachterrasse kann man bequem sitzen und den Blick über Steglitz genießen.

Es bleibt zu hoffen, dass das neue Karstadt seine Kunden findet, denn untersucht man die Kaufhausgeschichte, so greift das alte Konzept „alles unter einem Dach“ der nivellierten Mittelstandsgesellschaft der 50er Jahre nicht mehr, da es in unserer modernen Gesellschaft zuviel unterschiedliche Käufer und Bedürfnisse gibt. Das Ziel des Managements, kaufkräftige Zehlendorfer und Steglitzer in die Schloßstraße zu locken, ist meiner Meinung nach hoch gesteckt, denn blickt man z.B. auf das SSC, so ist dort Mäc Geiz der einzige Laden, der expandiert. Es sind schwierige Zeiten für eine Warenhauseröffnung, nicht zuletzt auch für die 400 Mitarbeiter Karstadts und für den Arcandor Konzern, den momentanen Besitzer.

Christine Sugg

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Juni 2009  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis