Ein Angebot für Kinder und ihre psychisch erkrankten Eltern


Sunny Side Up

Sunny Side Up - wie kommt es zu diesem Namen?
"Wir wollten betonen, dass wir möglichst das Gelbe vom Ei sehen wollen!", erklärt Claudia Deetjen lächelnd. "Unsere Herangehensweise an die Familien ist es, neben allen Problemen auch die guten und starken Seiten zu sehen. Wir bemühen uns, bei jeder Familie Ressourcen zu finden und diese auch zu fördern." Claudia Deetjen und Kathrin Stöckigt sind psychologische Psychotherapeutinnen und haben lange in der Psychiatrie gearbeitet. Sie haben in ihrem beruflichen Alltag sehr häufig erfahren, wie schwierig die Situation besonders für psychisch erkrankte Mütter und deren Kinder ist. Immer wieder tauchte die Frage auf, wer sich um die Kinder kümmert, wenn die Eltern in eine psychische Notlage, in eine Krise geraten sind. Die beiden Psychologinnen begannen, Patienten und Patientinnen nach ihren Sorgen und Wünschen zu fragen, studierten die Forschung zu diesem Thema und fingen an, ein eigenes Konzept zu entwickeln. Vor zwei Jahren konnten dann die Räume in der Belziger Straße in Schöneberg bezogen werden, die sehr einladend und freundlich wirken.

Wer nimmt das Angebot von Sunny Side Up in Anspruch?
Es gibt in Berlin viele unterschiedliche Angebote für psychisch kranke Menschen und auch für Kinder. Das Besondere an Sunny Side Up ist jedoch, dass Hilfe für beide Seiten angeboten wird: für Eltern und für Kinder. "Zu uns kommen Familien aus allen gesellschaftlichen Schichten, mit unterschiedlichsten Problemlagen und Erkrankungen - unter anderem Angststörungen, Depressionen, Borderline, Psychosen", erklärt Kathrin Stöckigt. Es melden sich auch Menschen aus anderen Bezirken und manchmal sogar aus anderen Städten. Sunny Side Up bietet sowohl Einzelfallhilfe als auch Familienhilfe an. Die Eltern können Hilfe zur Erziehung und Eingliederungshilfen erhalten, gleichzeitig werden Einzel- und Gruppengespräche für Kinder angeboten. Darüber hinaus beraten die Mitarbeiterinnen auch Erwachsene, die in ihrer Kindheit mit psychischer Erkrankung in ihrer Familie konfrontiert waren und sich dadurch immer noch belastet fühlen. Die Mitarbeiterinnen von Sunny Side Up sind mit anderen Einrichtungen vernetzt und können weitere Anlaufstellen nennen. Inzwischen werden immer öfter Fortbildungen für MitarbeiterInnen anderer Einrichtungen zum Thema "psychische Erkrankung von Eltern" nachgefragt und von Sunny Side Up angeboten.

Wie können Kinder gestärkt werden, um mit der psychischen Erkrankung der Eltern fertig zu werden?
Wenn Eltern psychisch krank werden, fühlen sich Kinder und Jugendliche häufig schuldig, deshalb ist es wichtig, dass die Verantwortung für die Familie nicht auf den Schultern der Kinder lastet. "Es ist gut, wenn Eltern den Kindern klar machen: es geht mir im Moment nicht gut, aber ich hole mir Hilfe!", meint Claudia Deetjen. Die Hilfe kann zum Beispiel darin bestehen, zusammen mit den MitarbeiterInnen von Sunny Side up zu klären, was in einer Krise zu tun ist, wo die Kinder untergebracht werden können, falls eine stationäre Aufnahme nötig ist. Kinder psychisch kranker Eltern leiden oft nicht nur unter der familiären Situation, sondern auch unter den Vorurteilen einer Umwelt, die in psychischer Krankheit immer noch ein Tabu sieht.

Je nach Alter ist es schwer vorstellbar für Kinder, was mit Vater oder Mutter tatsächlich "los ist", wenn diese sich plötzlich anders verhalten. "Für Kinder ist eine altersangemessene Aufklärung über psychische Erkrankungen wichtig. Meistens sind die Phantasien für die Kinder viel belastender als die Realität", berichtet Kathrin Stöckigt. Inzwischen gibt es eine Reihe von Kinderbüchern und Broschüren, die das Thema "Psychische Krankheit" kindgerecht behandeln. In "Mamas Monster" geht es zum Beispiel um das Thema Depression. Claudia Deetjen und Kathrin Stöckigt haben ebenfalls zwei Broschüren, "Was keiner weiß!" und "Das Seelen-Entdecker Album", entwickelt.
Die rege Inanspruchnahme des Angebotes von Sunny Side Up zeigt, dass es einen großen Bedarf an Beratung und Begleitung zu diesem Thema gibt. Für Kinder ist die Konfrontation mit einer Erkrankung ihrer Eltern sicher niemals einfach, es hängt jedoch von vielen Faktoren, u. a. auch von der Unterstützung, die sie von außen erhalten, ab, wie sie mit dieser Situation zurecht kommen. Je offener über Ängste und Nöte gesprochen werden kann, desto eher lassen sich eine Lösung und die nötige Unterstützung finden.
Sunny Side Up befindet sich in der Belziger Straße 48, 10823 Berlin. Tel: 030 - 78 00 66 31, www.sunnysideup-berlin.de, Email: mail@ssu-berlin.de
Die oben genannten Broschüren sowie weitere Materialien für Kinder, Jugendliche und Eltern können über den Dachverband Gemeindepsychiatrie (www.psychiatrie.de/dachverband/kinder oder Telefon 0228 / 691759), bestellt werden.

Isolde Peter

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Mai 2009  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis