3. Teil der Serie Bürgerhaushalt in Tempelhof-Schöneberg
Der Bürgerhaushalt sucht seine Gestalt

Die Gestalt der Vorschlagsliste und ihr Zustandekommen fand ihre optimale Form bei Angelika Schöttler (SPD) in der Fachgruppensitzung Familie, Jugend und Sport. Nachdem es zunächst in einer Art Kennenlernrunde ein eher allgemeines Gespräch gegeben hatte, kam es in der zweiten Runde zu einer schnell zielführenden Arbeitsform.

Eine Art Versammlungssekretär tippte den jeweiligen Vorschlag in der unter Hilfestellung der Stadträtin gefundenen Formulierung in den Laptop. Das Gefundene wurde zeitgleich an eine Leinwand gebeamt, sodass die Teilnehmer der Runde schon das Entstehen der Formulierung verfolgen und bei Änderungswünschen sofort eingreifen konnten.

In die Arbeitsleiste eingefügt wurde dann die jeweilige Zuständigkeit des Ressorts und die Stellungnahme der Stadträtin zur Machbarkeit. Als offene Punkte wurden dann ausgewiesen die geschätzten Kosten und die Behandlung des Vorschlags in der BVV. Ein Lob also von unserer Seite zur Transparenz des Findungsverfahrens. Und Stadtrat Schworck lobte auch, indem er das Verfahren für seine eigene Runde übernahm.

Inhaltlich ging es in dieser Runde vor allem um fehlende Freizeitangebote. Für Lichtenrade und Marienfelde gab es konkrete Vorschläge zur Einrichtung von Jugendfreizeitstätten und zur Förderung von bereits bestehenden Nachbarschaftsprojekten. Auch wurde die Schaffung eines Projekts „Kiezmütter“ analog zur Erfolgsgeschichte in Neukölln angeregt. Eine Mutter zweier pubertierender Söhne stellte fest, es gebe im Ortsteil keinen Treffpunkt für Jugendliche, von anderen Teilnehmern wurde ergänzt, dass es vor allem an Angeboten für junge Frauen und männliche Jugendliche mangelt.

Um dem tatsächlichen Bedarf besser gerecht werden zu können, sollten auch an den Schulen Angebote erprobt und in Konzepten zur Verknüpfung von Schulen und Freizeiteinrichtungen Berücksichtigung finden. Außerdem sollte mehr und bessere Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden, damit bereits bestehende Möglichkeiten auch wahrgenommen werden.

Schließlich wurde die kostenlose Bereitstellung von Schulbüchern gewünscht, ein gemeinsames Frühstück und ein gesundes Mittagessen in der Kita vermisst. Erwähnung fand zudem noch die Abwesenheit von musikalischer Früherziehung in den Kitas und es wurde vorgeschlagen, die bestehenden Einrichtungen zur Durchführung von Kochunterricht an den Bezirksschulen zu nutzen. Doch da konnte die Stadträtin auf die Zuständigkeit der Senatsverwaltung verweisen. Zum Übrigen aber sagte sie: „Wir haben Ihr Anliegen verstanden“.

Hoffentlich hält dieses Verständnis der politischen Klasse im Bezirk über den Zeitraum der nun anstehenden Beratungen in den Ausschüssen der BVV an, und hoffentlich verstehen die Bürger und Bürgerinnen dann auch, was das Ergebnis dieses Verstehens geworden ist.

Da kann dem Stadtrat für Bauwesesen und Denkmalschutz, Bernd Krömer (CDU), auf jeden Fall nichts passieren. Er hat eine einzige Aufforderung zur Tat erhalten: er soll die Dachsanierung einer Seniorenstätte bitte anordnen, dort regne es durch. Dies konnte er denn auch reinen Gewissens zusichern. Die anderen Anliegen dagegen führten zu einem zwar lockeren, aber auch folgenlosen Gespräch, worin es um die Schwierigkeiten der Ampelsteuerung in den Hauptverkehrsstrassen und die zum Teil nicht begrüßenswerte Entwicklung der bezirklichen Einkaufsstrassen ging. Dafür aber ist er nicht zuständig.

Wir von der Redaktion aber fühlen uns zuständig für die Berichterstattung über den Fortgang und die Entwicklung des Bürgerhaushalts. Auf Wiederlesen also in dieser Zeitung.

Ottmar Fischer


Oktober 2009  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis