Bürgerschaftliches Engagement

Renate Birkenstock ist vertraut mit den Kindern der Kita McNair.

Mein Ehrenamt

Renate Birkenstock engagiert sich ehrenamtlich in der Kita McNair und in der Redaktion der Stadtteilzeitung. Hier beschreibt sie ihre Erfahrungen mit dem Ehrenamt
Annähernd 30 % aller Bürger sind ehrenamtlich tätig, sagt die Statistik. Das wundert mich, denn wenn ich mich so umsehe - wo sind die eigentlich alle? Vielleicht ist es ja so wie mit allen Erhebungen - man kann sie interpretieren. Und möglicherweise zählen die mich doppelt - denn ich habe zwei Ehrenämter. Ach so, ja - der Ausdruck „Ehrenamt“ ist nicht mehr „in“, offiziell heißt es jetzt „bürgerschaftliches Engagement“. Das klingt etwas sperrig wie viele offizielle Bezeichnungen
Ich will Ihnen erzählen, wie ich zu meinem zweiten Bürgerschaftlichen Engagement kam. Ich schreibe, bürgerschaftlich engagiert (bedeutet ohne Bezahlung) - für die Stadtteilzeitung.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Bei meinen Recherchen für diese Serie habe ich gelernt: Es gibt für jeden etwas Sinnvolles zu tun, das ist besser als zu jammern und gesellig außerdem. Menschen, die sich engagieren, sollen statistisch gesehen länger gesund bleiben, keine Scheu vor Verantwortung haben und insgesamt zufriedener und selbstbewusster sein. Na bitte! Falls Sie noch kein Ehrenamt haben, ich wüsste, an wen Sie sich wenden können.

Für eine Reportage interviewte ich die Leiterin der Kindertagesstätte McNair in Lichterfelde und erfuhr, dass auch in einer Kindertagesstätte Menschen mit unterschiedlichen Begabungen und Interessen Sinnvolles leisten können und gern gesehene Helfer sind. Man kann sich handwerklich oder hauswirtschaftlich nützlich machen, gärtnern, den Kindern sein Hobby erklären, ihnen etwas vorlesen, oder wie ich, einfach da sein und Kindern regelmäßig Zeit und Zuwendung schenken. Letzteres schien mir sehr interessant zu sein, zumal ich keine Enkelkinder haben werde.

Zu meinem ersten „Einsatz“ fuhr ich mit gemischten Gefühlen.

Wie würden mich die Erzieherinnen empfangen? War es ihnen recht, dass ich da auftauchte und ihnen „zugewiesen“ wurde? Und würde ich tatsächlich eine Hilfe sein? Meine Bedenken waren überflüssig. Am ersten Tag habe ich nur zugesehen, wie alles abläuft. Und war sehr erstaunt, wie vieles sich zum Besseren gewandelt hat, seitdem ich meine eigene Tochter mit nur acht Wochen in die Krippe geben musste. Damals haben wir unsere Kinder einer strengen Säuglingsschwester - vor der wir Mütter auch einen Heidenrespekt hatten - in einem Vorraum überreicht. Den eigentlichen Krippenraum durften wir nie betreten, nur beim Einführungsgespräch mal eben hineinsehen.

Heute bleiben die Mütter in der Eingewöhnungsphase mit den Kindern zusammen und als netten Nebeneffekt lernen sich auch Mütter und Erzieher näher kennen. Alles ist viel offener und freundlicher.

Seit einem Jahr freue ich mich nun auf jeden Freitag Vormittag.

Den Kindern bin ich inzwischen sehr vertraut. Einige habe ich vom Baby in eine individuelle Persönlichkeit heranwachsen sehen. In dem wöchentlichen Rhythmus, in dem ich die Kinder besuche, machen sie erstaunliche Fortschritte. Letzten Freitag habe ich mich fast erschreckt, als ein kleines Mädchen, das ich schon als Baby auf dem Arm hatte, auf mich zu rannte und mich mit meinem Namen ansprach. Ich spreche bewusst viel mit den Kindern und hoffe, sie damit in ihrer Sprachentwicklung zu unterstützen. Denn sich gut ausdrücken zu können ist heute eine Schlüsselqualifikation für schulischen und beruflichen Erfolg.

Die Kinder „meiner“ Gruppe sind noch so jung, dass sie sich nie an mich erinnern werden. Aber wenn ich in ihre Augen sehe, denke ich, dass diese Augen in eine von meiner Lebenszeit weit entfernte Zukunft schauen - und vielleicht hinterlasse ich in ihrer Seele eine vage Spur der Erinnerung von Freundlichkeit, Nächstenliebe und sozialem Engagement.

Renate Birkenstock

Weitere Infos zum Ehrenamt unter www.ehrenamt.nbhs.de

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Oktober 2009  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis