Neue Broschüre aus der "Blauen Reihe"

An der Sanierung der Turm- und Dachbauten der Paul-Natorp-Schule sind Schüler
des Oberstufenzentrums Holzbautechnik beteiligt. Im Hintergrund die Rheingau-Oberschule. Foto Thomas Protz


Die Schulbauten des Hans Altmann

Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg hat in seiner „Blauen Reihe” eine Publikation über die Schulbauten von Gemeinderat Hans Altmann in Friedenau herausgebracht. Die Broschüre behandelt drei das Ortsbild von Friedenau prägende Schulgebäude: Das Rheingau-Gymnasium, die Doppelschul-Anlage der Ruppin-Grundschule und die Paul-Natorp-Oberschule.

„Am 1. April 1906 begann Hans Altmann sein Wirken als Gemeindebaurat von Friedenau. Die selbstständige Landgemeinde befand sich in dieser Zeit in einer Phase prosperierenden Wohlstands und stetigen Bevölkerungswachstums“,schreibt Baustadtrat Bernd Krömer im Vorwort der Broschüre. Noch bevor ein Rathaus gebaut wurde, investierten die Bürgerinnen und Bürger Friedenaus in drei Schulgebäude im damaligen Neubaugebiet des Friedenauer Westens.
Zuerst entstand 1908 in nur 2-jähriger Bauzeit für 802.200 Mark die zweite Höhere Knaben-schule als freistehender, drei- bis viergeschossiger Gebäudekomplex mit burgartigem Charakter auf U-förmigem Grundriss. Da - wie erwähnt - die Friedenauer noch kein Rathaus hatten, nutzten sie die Aula des Schulgebäudes als Bürgersaal. „Seine multifunktionale Nutzung verlangte nach besonderer Ausgestaltung. Der 16x25 Meter große, mit Korbbogendecke versehene Raum, in dem bis zu 900 Personen Platz gefunden haben sollen, ist mit Bühne und dreiseitig umlaufenden Emporen ausgestattet. Hier befindet sich in einer kleinen Nische an der Nordseite die aus der Erbauungszeit stammende, wertvolle Walcker-Orgel. ... Die Aula wurde intensiv genutzt, insbesondere für Musikveranstaltungen und ab 1920 so-gar als Kinosaal.“ schreibt die Autorin des Buches Susanne Willen über das Rheingau-Gymnasium.


Baustadtrat Krömer, Direktor der Paul-Natorp-Oberschule Wüsthoff, Mitarbeiterin der
Unteren Denkmalschutzbehörde Frau Krüger, Autorin der Broschüre Susanne Willen, bei einer
Führung durch das Schulgebäude der Paul-Natorp-Schule. Foto: Thomas Protz


In blockrandübergreifender Nachbarschaft entstand die Paul-Natorp-Oberschule. „Nach nur zehnmonatiger Bauzeit war der Neubau in der Gosslerstraße für 707.000 Mark errichtet worden. Seine feierliche Einweihung fand am 24. April 1911 statt. ... Der zur Verfügung stehende Bauplatz erschien nicht besonders geeignet für einen Schulbau, da er hinsichtlich Zuschnitt, Nachbar- und Hinterbebauung, aber auch durch erschwerende Bauvorschriften äußerst eingeschränkt war. ... Ausgehend von den besonderen Umständen entwickelte Altmann ein unkonventionelles Gebäudekonzept, die so-genannte Hallenschule“, schreibt Susanne Willen. Im Krieg wurde die Schule schwer zerstört und in den 50er Jahren nur notdürftig repariert. Das führte zwangsläufig zu gravierenden Folgeschäden, die in den 80er Jahren nur oberflächlich behoben und teilweise hinter Rigipswänden versteckt wurden. 2002 entschloss sich der Bezirk zu einer Totalsanierung des Gebäudes. Bis heute wird das Gebäude bei laufendem Schulbetrieb grundinstandgesetzt. Bis jetzt hat der Bezirk 10 Millionen Euro in die Schule investiert. Auf Grund des schlechten Bauzustandes war es notwendig, das Gebäude sukzessive in einen Rohbauzustand zurückzuführen. Mit viel Gefühl für die historische und denkmalgeschützte Architektur haben die Bauleiter Klaus Lelickens und Sebastian Müller die bauzeitliche Fassung der Architektur des Gebäudes nach historischen Vorlagen wiederhergestellt und mit modernen Formen ergänzt. „Das in großen Teilen bereits wiederbelebte Schulgebäude macht deutlich, dass der behutsame Umgang mit der überlieferten Bausubstanz und die Schaffung eines Schulgebäudes, das heutigen Ansprüchen genügt, nicht im Widerspruch stehen“, schreibt Willen.

„In der 1911 gegründeten III. Friedenauer Gemeindeschule, der heutigen Ruppin-Grundschule, sollten ausdrücklich Mädchen und Jungen gemeinsam Unterricht erhalten. Bei dem stattlichen Doppelschulbau .. handelt es sich um die letzte Schule, die Hans Altmann in Friedenau er-richtete. Der Bau der Schule war Anfang des Jahres 1914 abgeschlossen. Unmittelbar nach seiner Vollendung brach jedoch der erste Weltkrieg aus. ... Im Schulhaus wurde im Dezember 1914 ein Reservelazarett eingerichtet. ... Erst fünf Jahre nach Fertigstellung des Schulkomplexes wurde der Unterrichtsbetrieb aufgenommen.“



Das und vieles mehr berichtet die Autorin Susanne Willen in der Broschüre über die Friedenauer Schulen. Zahlreiche historische und aktuelle Fotos lenken den Blick auf die reiche Ausstattung der Schulen. Die Publikation ist für 4,50 Euro in dem Bürgerbüro des Rathauses Schöneberg und dem Amt für Planen, Genehmigen und Denkmalschutz (Rathaus Schöneberg, Zimmer 3007) erhältlich.

Thomas Protz

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April 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis