Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion der Stadtteilzeitung,

in Ihrem Artikel "Die Teltow-Schule bleibt" in der Stadtteilzeitung Nr.70 zitieren Sie die Vorsitzende der SPD-Fraktion Tempelhof-Schöneberg, Frau Ahlhoff, die dort die Thesen Ihrer Fraktion vertritt. Selbstverständlich wollten Sie auch Kontakt zu anderen Fraktionen aufnehmen, aber irgendwie ist es Ihnen wohl nicht gelungen. Das ist schade, denn sicher empfinden Sie sich als unabhängiges Magazin, das nur den Bürger/inneninteressen dienen - und nicht als Verlautbarungsorgan der SPD auftreten will.

Zum o.g. Artikel ist einiges zusagen. Es wird schon in der Überschrift suggeriert, der Schulstandort solle geschlossen, "platt gemacht", werden, wie die SPD das formulierte. Das Gegenteil ist der Fall:

Alle Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung haben sich für den Erhalt des Schulstandortes ausgesprochen und das auch und gerade vor dem Hintergrund der seit Jahren dramatisch sinkenden Schüler/innenzahl. Von den 130 im Einzugsbereich wohnenden Kindern wurden im letzten Jahr nur 36 in der Teltow-Schule angemeldet. Insgesamt werden nur noch 281 Kinder bei einer Aufnahmekapazität von 552 Kindern unterrichtet. Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund beträgt 85 Prozent. Im nächsten Schuljahr wird nur noch eine erste Klasse aufgemacht, d.h., wenn sich nichts Grundsätzliches ändert, müsste die Schule in absehbarer Zeit geschlossen werden.

Das sagt Frau Ahlhoff nicht, stattdessen fabuliert sie von steigenden Schülerzahlen in den nächsten Jahren und glaubt, dass im übernächsten Schuljahr drei neue Klassen eingerichtet werden könnten. Zwar kann es sein, dass es im Einzugsbereich mehr Schüler/innen geben wird, nur werden sie nicht in der Teltow-Schule ankommen. Und dann? Was macht die SPD, wenn die Anmeldungen nicht steigen? Dazu kein Wort von Frau Ahlhoff - außer der Aussage: "Die Schule ist gefordert". Auch die an sich richtige Aussage, dass kleine Kinder kurze Schulwege brauchen, wird hier auf den Kopf gestellt, weil allein an der Sternberg-Schule ca. 70 Schüler/innen aus dem Einzugsbereich der Teltow-Schule angemeldet wurden.

Allen Fraktionen außer der der SPD waren sich ursprünglich einig, dass schnell wirksame Konsequenzen gezogen werden müssten, um den Schulstandort in der Feurigstraße zu erhalten. Unter der jetzigen Leitung und dem bestehenden Konzept ist das sicher nicht möglich. Zwar leistet das Kollegium innerhalb der Schule seit Jahren gute Arbeit, was hilft das aber, wenn die Schule trotzdem nicht angenommen wird? Deshalb der gemeinsame Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), die Teltow-Schule aufzuheben und unter dem Dach der Sternberg-Schule einen Neuanfang zu starten. Das hätte bedeutet, unter Leitung der Sternberg-Schule mit neuem Konzept, gemeinsamen Kollegium, einer besseren sozialen Mischung, sich mehr als bisher dem Kiez zu öffnen, neue Ideen zu prüfen, wie z.B. das der "Garantierten Deutschklasse", um so die Zukunft des Standortes zu sichern.

Da die SPD keine Mehrheit für die Ablehnung des Antrages hatte, wurde die CDU als Zählgemeinschaftspartner unter Druckgesetzt, um diesen Antrag, den sie mit eingebracht hatte, ebenfalls abzulehnen, was dann auch geschah. Das Ergebnis ist ein "Weiter-so" und damit das Verschieben notwendiger durchgreifender Reformen mit unabsehbaren Folgen für die Schule.

Der Schulstandort Feurigstraße muss als einer der letzten sozialen Anker in diesem Kiez unbedingt erhalten bleiben. Dafür haben sich die Grünen und ihre Fraktion eingesetzt und werden das auch weiterhin tun.

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der BVV-Tempelhof-Schöneberg:

Ulrich Hauschild, Jörn Oltmann, Martina Rade
Martina Rade, Geschäftsführerin
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg
Rathaus Schöneberg, Raum 2040
10820 Berlin
Tel.: 030 90277 4524
Fax: 030 90277 4585

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