Premiere im Kleinen Theater am Südwestkorso

Foto: Kleines Theater

HILDA


von Marie Ndiaye

Inszenierung Benjamin Kiss

mit Miriam Kohler, Bert Böhlitz, Anja Wirthmann

(Berliner Erstaufführung)

Madame langweilt sich, Madame kann die eigenen Kinder nicht ausstehen, Madame braucht ein Spielzeug. Madame bekommt immer, was sie will, und sie will Hilda. Ein Spiel um Macht und Ohnmacht, Unterwerfung und Verweigerung beginnt. Erstes Angriffsziel ist Franck, Hildas Ehemann. Er muss überzeugt werden, dass er seine Frau Madame zur Verfügung stellen soll. Und Madame kann sehr überzeugend sein. Sie zieht alle Register, schmeichelt, droht, rückt ihm gar auf die Pelle, denn Madame schreckt vor nichts zurück, um ihren Willen durchzusetzen. Franck vermag ihr nichts entgegenzusetzen als hilflosen Trotz und Sturheit. Am Ende ist Hilda doch Madames Dienstmädchen geworden, wie es offzielll heißt, macht brav ihre Arbeit, verweigert sich aber Madames Wunsch, ihre Freundin zu werden.

Dies alles erfährt der Zuschauer aus den Gesprächen zwischen Madame und Franck, Hilda bekommt er nicht zu Gesicht. („Dieses Theaterdebut ist ein kleines Wunderding aus drei Personen plus einer abwesenden Titelfigur“ schreibt die FAZ.)                                                                                             
Madame sucht Franck auf und verlangt, er solle dafür sorgen, dass seine Frau sich ihren Wünschen fügt. Franck dagegen möchte, dass sie die Arbeit bei Madame aufgibt, sie werde zu Hause bei ihren eigenen Kindern gebraucht, komme immer später von der Arbeit zurück. Davon kann natürlich nicht die Rede sein, Hilda kommt am Ende gar nicht mehr nach Hause. Madame hat Franck einen Vorschuss aufgenötigt und spielt nun ihren Vorteil aus: Franck ist bei einem Arbeitsunfall schwer verletzt und arbeitslos geworden und kann das Geld nicht zurückzahlen, das Paar ist völlig in Madames Abhängigkeit geraten.

In einer Art Tour de force spricht und spielt Miriam Kohler sehr gelungen die exzentrische Madame Lemarchand, eine verwöhnte, herrschsüchtige, einsame Frau, die ihre innere Leere durch Bemächtigung anderer Menschen füllt, mit ihnen spielt und sie am Ende wegwirft. Hilda und Franck (gespielt von Bert Böhlitz) sind ihr nicht gewachsen und lassen sich in eine beklemmende Situation hineinziehen, aus der sie keinen Ausweg mehr finden. Lediglich Corinne, die während Hildas Abwesenheit für Franck und die Kinder sorgt, kann sich zur Wehr setzen und lässt sich nicht von Madame vereinnahmen. Für Hilda ist es zu spät.

Das ist kein lustiges Stück, und man hat ja auch kein Happyend erwartet. Aber am Ende sind die Zuschauer etwas ratlos und merken nicht gleich, dass das grausame Spiel vorbei ist. Dann aber gibt es reichlichen Beifall für einen intensiven Theaterabend.

Sigrid Wiegand

Weitere Termine:
Di 14.12., Mi 15.12.,
jeweils 20 Uhr
Kartentelefon 821 20 21
(Mo-Fr 11-14 Uhr)



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