Kinderchor in der BVV Tempelhof-Schöneberg

Ruhestätte von Eugen Rudolph Kuycke
Foto: Thomas Protz


Die Königliche Kunst - Freimaurer in Berlin


Hört man das Wort „Freimaurer“, denken die meisten Menschen sofort an geheimnisvolle Orte, Zeichen und Rituale. Aber, wie bei allem, über das man nichts Genaueres weiß, sind Gerüchte schlechte Ratgeber.

Zunächst ein paar Fakten
Die Freimaurer sind heute ein öffentlich-rechtlicher Männerbund (nach Vereinsrecht), der sich in einer „Loge“ zusammengeschlossen hat, um philosophische und wissenschaftliche Arbeit in Sinne des Humanismus zu leisten. Innerhalb dieses Bundes gibt es weder Standesunterschiede noch Unterschiede hinsichtlich der Nationalitäten. Was wenig bekannt ist, dass es auch Frauenlogen gibt, die sich eines regen Zulaufs erfreuen. Themen wie Politik und Religion sind absolut tabu.

In Berlin gibt es neben den 30-40 deutschen Logen eine amerikanisch-kanadische, eine englische, und eine türkische Loge, die sich unter dem Dach der vereinigten Großlogen von Deutschland zusammen geschlossen haben.
Weltweit gibt es etwa 6 Mio. Freimaurer, die in ca. 45.000 Logen zusammengeschlossen sind. In Deutschland sind heute ca. 14.500 Freimaurer aktiv.

Zur Geschichte der Freimaurerei
Die Ursprünge der Freimaurerei dürften in den mittelalterlichen Steinmetzzünften zu sehen sein. Hierzu sind viele alte Dokumente vor allem in den Logen vorhanden.

Im Laufe des 18. Jhd. öffneten sich die Logen und nahmen auch der Steinmetzkunst ferne Mitglieder auf, woraus sich die heutigen Logen entwickelten. Die ca. 1740 gegründete Großloge „Aux Trois Globes“ existiert noch heute unter anderem Namen. Das 18. Jhd. dann brachte Deutschland 3 Großlogen, deren Zentrum Berlin war.

Vor dem III. Reich gab es ca. 600 Einzellogen (vor allem auch in Ostpreußen und Schlesien), mit jeweils bis zu 200 Mitgliedern, die in 11 Großlogen, davon drei altpreußische Großlogen, zusammen geschlossen waren.
In den Diktaturen Hitlers und Stalins war – wie zu vermuten ist - die Freimaurerei verboten. Bekannt sind die Hetzschriften Ludendorffs und vor allem die seiner Frau Mathilde gegen die Freimaurerei .
Auch die katholische Kirche lehnt mit ihrer „Unvereinbarkeitserklärung“ die Freimaurerei ab.

Wer Freimaurer werden will, muss nach offiziellem Aufnahmeantrag, die drei freimaurerischen Grade: „Lehrling“, „Geselle“ und „Meister“ durchlaufen. Dies dauert in der Regel je 1 – 1,5 Jahre. Dabei sollte die Freimaurerei eine Entscheidung für das ganze Leben sein. Bei der Initiation wird dem Neuling - wie vor 200 Jahren - eine Augen-binde umgelegt und ein Tau auf die Schultern gelegt. Bei einigen Logen wird aus Mozarts „Zauberflöte“ gespielt, während der Neuling durch den Tempel geführt wird , um in den Bund aufgenommen zu werden.

Hier noch ein kurzer Überblick:
Eine Loge besteht heute in Deutschland aus ca. 30 Mitgliedern, deren Alter ca. 50-60 Jahre ist. Die Logenbeiträge sind unterschiedlich hoch. Man trifft sich einmal im Monat zur sogenannten „Tempelarbeit“. Als Dresscode für diese Treffen gilt ein dunkler, feierlicher Anzug.

Der Vorsitzende einer Loge heißt „Meister vom Stuhl“. Üblicherweise verfügt eine Loge über eine nicht-öffentliche Bibliothek.
Es werden  Hefte zu Fragen der Freimaurerei herausgegeben so-wie eine Freimaurerzeitung (Die Humanität). Es herrscht Verschwiegenheit über interne Dinge.

Ziel ist es, den Menschen in Tun und Denken zu vervollkommnen.
Mein Gesprächspartner, ein sehr freundlicher älterer Herr, erklärte mir überzeugend, dass die Freimaurerei ihm in seinem Leben immer viel gegeben hat.

Freimaurerei in Steglitz und Schöneberg
(Quelle Jens Leder)

In der Landgemeinde Steglitz gründeten 25 neu angesiedelte Freimaurer verschiedener Logen zur Pflege von Geselligkeit und zum Austausch freimaurerischen Gedankenguts im Jahre 1885 im Wrangel-Schlösschen ein Kränzchen namens „Bruderbund  am Fichtenberg“. Ein Jahr darauf wurde es unter dem Dach der „Großen National-Mutterloge“ zu den drei Weltkugeln zu einer Loge, die bis in die 20er Jahre auf 328 Mitglieder anwuchs. Von 1894 bis 1935 hatte diese Bruderschaft ihren Sitz im eigenen Klinkerbau mit öffentlicher Gaststätte in der Albrechtstraße 112 a.

1907 wurde in Schöneberg in der Belziger Straße die Johannesloge „Am Berge der Schönheit“ gegründet. Aber sie arbeitete im Großlogenhaus der „Drei Welt-kugeln“ in der Splittgerber Straße. Ihr Leitspruch lautet „Du, Berg der Schönheit, spendest reiches Leben aus deiner Weisheit unerschöpflichem Hort. Du lehrtest uns mit liebevollem Wort nach menschlicher Vollkommenheit zu streben.“ Im Jahre 1927 erreichte sie eine Zahl von 131 Mitgliedern.

Die Nationalsozialisten sahen die Freimaurer als eine überstaatliche Macht und ein „Instrument“ der jüdisch-bolschewistischen Weltherrschaft. Von 1933 bis 1935 lösten sich die Logen entweder freiwillig auf oder wurden zur Auflösung gezwungen. Schließlich sprach der Reichsinnenminister im Jahre 1935 das endgültige Ende der Freimaurerei in Deutschland aus. Die mit ihrem Inventar beschlagnahmten Häuser der preußischen Groß-logen wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Dazu zählte auch das Gebäude der „Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland“ in der Eisenacher Straße 11-13. Jedoch wurde dies nach dem Krieg von der Loge notdürftig repariert und bis Mitte der 60er Jahre genutzt. In der Zeit von 1935 bis 1945 fanden Treffen von Logenbrüdern nur noch im kleinen Kreise im Geheimen statt.

Nach Kriegsende entstand ab Dezember 1945 in Berlin die Freimaurerei neu, deren Versammlungsstätten in Schöneberg, das Großlogenhaus in der Eisenacher Straße und der Ratskeller des Rat-haus Schöneberg am Rudolf-Wilde-Platz waren. In Steglitz fanden die Tochterlogen der „Drei Weltkugeln“ ein neues Domizil in der Ahornstaße 15a. Seit 1958 befinden sich unter anderem die Bruderschaften „Am Berge der Schönheit“ und „Bruderbund am Fichtenberg“ in der Heerstaße 28 in Berlin-Charlottenburg. Die „Große Landesloge“ hat seit den 60er Jahren ihren Sitz in der Dahlemer Villa Heidenreich. Neben den christlichen Freimaurern lebten auch jüdische Logenbrüder in Steglitz. Hier war es zum Beispiel die Loge „Hammonia zur Treue“, in der sie wirkten und die noch heute in der Emser Straße in Wilmersdorf ansässig ist.

Auch eine Loge („Adam Weishaupt zur Pyramide“) der sagenumwobenen „Illuminati“ wurde von Theodor Engel in Schöneberg gegründet. Diese Loge hat mit Freimaurerei aber nichts zu tun, obwohl nur Freimaurer der höheren Grade aufgenommen wurden (Quelle Jürgen Holtorf).

Auf dem alten St. Matthäus-Kirchhof  lassen sich eine Vielzahl von freimaurerischen Gräbern aus der Gründerzeit und der Jahrhundertwende mit zum Teil imposanten Denkmälern finden (z.B. die Ruhestätte von Eugen Rudolph Kuycke).

Um die Freimaurerei kennen zu lernen und sich sein eigenes Bild davon zu machen, kann eine Kontaktaufnahme über das Logenhaus in der Emser Straße 12-13 in Wilmersdorf, zum Beispiel über die Logen „Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit“ und „Pythagoras zum Flammenden Stern“ erfolgen.

Thomas Geisler

Links: www.freimaurerberlin.de


Dezember 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis