Neues (?) zum Breslauer Platz

Bürgerversammlung im Rathaus Friedenau. Foto: Thomas Protz

Ein Bürgerplatz für Friedenau

Was für eine vertane Chance! Da soll es nach jahrelangen Überlegungen und Vorarbeiten endlich losgehen und heraus kommt eine langweilige Steinfläche wie auf jedem Provinzplatz „mit 2 Bäumen und 6 Bänken“, wie ein Anwohner kritisierte.

Es gibt keinerlei Bemühen, die historische Kulisse mit ihren beiden denkmalgeschützten Objekten als Bezugspunkt der Gestaltung anzunehmen, es gibt keinen Schmuck, weder als Grün, noch als Skulptur oder Brunnen, noch als Möblierungsfigur.
Zwar soll ein offener Stadtplatz als Kommunikationsort entstehen, doch die zu seiner Nutzung einladenden Identifizierungsmöglichkeiten werden nicht angeboten. Die Platzfläche immerhin wird von Pollern und Verkehrsschildern geräumt und erweitert, indem im Platzbereich die Lauterstrasse stillgelegt und die farblich dann abgesetzte Niedstrasse verkehrsberuhigt wird. Alle Parkmöglichkeiten entfallen, Radfahrer bekommen einen gesicherten Bereich und auch an Fahrradständer ist gedacht. An der BVG-Haltestelle ist auf der Platzseite an eine gastronomische Erweiterung gedacht, die sich bis zu lose verteilten Bänken erstrecken soll, wodurch auch die Wiedereröffnung der unterirdischen Toiletten möglich werde. Eine Litfaßsäule soll Informationen vermitteln, und aufgestellte Leuchten sollen sowohl den Platz als auch das Rathaus erhellen.

„Es ist bedauerlich, dass Sie die Steigerung der Attraktivität des Platzes nicht erkennen können“, fasste Stadtrat Schworck (SPD) seinen Eindruck von der Ablehnung seitens der Bürger zusammen. Wo denn der Unterschied liege zu seinem eigenen Vorgängerentwurf, wollte ein Architekt wissen, der bis zum Zerwürfnis mit dem Stadtplanungsamt an den Gestaltungsmöglichkeiten gearbeitet hatte. Viele Anwohner fragten sich auch, wo denn die in jahrelangen Diskussionen entstandenen Vorschläge zweier Anwohnerinitiativen geblieben sind? Gewissheit gab es wenigstens zum Verbleib der Bodenhülse für den riesigen Weihnachtsbaum, der alljährlich von den Geschäftsleuten der Umgebung gespendet und von den Kindern der Fläming-Schule mit auch politischen Wunschzetteln behängt wird, denn sie bleibt erhalten.

Wunsch und Wirklichkeit in der Bürgerbeteiligung
Wir von der Stadtteilzeitung werden an den diesjährigen Weihnachtsbaum einen eigenen Wunschzettel hängen. Auf ihm wird geschrieben stehen, dass hoffentlich der Bürgersinn all derer erhalten bleibt, die infolge der Missachtung ihrer Wünsche bei der Platzgestaltung von der Politik enttäuscht sind. Und es wird darauf stehen, dass hoffentlich auch Stadtrat Schworck sein in der Sitzung der BVV am 16. Juni 2010 gegebenes Versprechen erfüllt, seinen Fehler unzureichender Bürgerbeteiligung am Cosimaplatz nicht und niemals zu wiederholen. Dazu gibt es berechtigte Hoffnung. Denn am Ende der Versammlung im einst vom einheimischen Baustadtrat Hans Altmann errichteten Friedenauer Rathaus forderte Stadtrat Schworck alle Interessierten auf, ihre Änderungswünsche zur Gestaltung des Platzes an ihn selbst ins Rathaus zu schicken. Er werde alle Vorschläge im Abgleich mit den gesetzlichen Vorgaben wohlwollend prüfen, gegebenenfalls in den bestehenden Entwurf einarbeiten und diese Neufassung dann nach der Sommerpause einer weiteren Bürgerversammlung zur Diskussion vorlegen.

Anschrift:
Bezirksstadtrat Oliver Schworck,
Rathaus Schöneberg,
10825 Berlin, John-F.-Kennedy-Platz

Ottmar Fischer


Juli 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis