Füchse und andere Wildtiere gehören zu Berlin

Fuchs im Vorgarten. Foto: © Florian Möllers: Wilde Tiere in der Stadt, Knesebeck Verlag

Berliner Füchse - die sind richtig (schlau)!

Sogar eine Baustelle in Berlin wurde schon einmal von Füchsen übernommen. Dort hatte eine Fuchsmutter ihren Bau in die Wände der ausgehobenen Grube gegraben. Auch der Bauunternehmer brachte es nicht über das Herz, den Bau zu zerstören.

Erst als die Welpen groß genug waren, gingen die Bauarbeiten weiter. Beendeten die Bauarbeiter abends ihre Arbeit, waren die Füchse wieder da. Dieses Beispiel für die sprichwörtliche Schlauheit von Füchsen findet sich in Florian Möllers wunderschönem Bildband „Wilde Tiere in der Stadt“.

Das „wilde Berlin“ hat tatsächlich eine unglaubliche Artenvielfalt zu bieten. Dreimal so viele Vögel wie Menschen, also knapp 10 Millionen, sind hier im Frühjahr unterwegs. In Berlin leben fast genauso viele Nachtigallen wie in ganz Bayern. Während durch Tourismus und Landwirtschaft auf dem Land Lebensräume für viele Tierarten knapp werden, gibt es in der Großstadt Brachen wie stillgelegte Fabriken oder Gleisanlagen, die von Tieren zum Nestbau und Brüten genutzt werden können.
Füchse gehören zu den Opportunisten: Sie sind nicht Großstädter geworden, weil es ihnen auf dem Land nicht mehr gefällt, sondern weil sie sich gut anpassen können. Unsere Wegwerfgesellschaft bietet ihnen reichlich Nahrung. In befriedeten Gebieten wie Wohnsiedlungen, Grünanlagen, Friedhöfen, Gewerbegebieten oder Gärten dürfen sie nur auf Antrag des Eigentümers und auch nur beschränkt gejagt werden. Füttern und Halten von Wildtieren ist selbstverständlich verboten.

Wieviele Füchse es in Berlin gibt, ist sehr schwer zu schätzen. Derk Ehlert, Jagdreferent der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, spricht von 1600 Fuchsrevieren in der Stadt. Allein in Tempelhof-Schöneberg leben etwa 100 Füchse.

„Die Zutraulichkeit mancher Füchse ist ein Zeichen für die unnatürliche Nähe zum Menschen“, sagt Ehlert. Tollwut und auch der berüchtigte Fuchsbandwurm haben in Berlin keine Bedeutung. Sehen Füchse krank aus, wirken sie „räudig“, dann sind sie mit Milben infiziert. Staupe, eine Viruserkrankung, die auch Hunde befällt, hat den Fuchsbestand in den letzten Jahren dezimiert. Das Ansteckungsrisiko ist für die ungeimpften Füchse weitaus höher als für die zumeist geimpften Hunde. Freilaufende Katzen sind eher für die Füchse eine Gefahr als andersherum. Kleintierställe im Freien müssen natürlich gesichert werden.

„Füchse sind inzwischen ganz normal in der Stadt lebende Wildtiere geworden“, sagt Ehlert. Vor Füchsen braucht man weder wegen sich selbst noch wegen der Haustiere Angst zu haben, man sollte ihnen einfach mit Abstand begegnen, sonst kommt es zu Irritationen. Trotz aller Zutraulichkeit reagieren Füchse nämlich wie Wildtiere. Fühlen sie sich bedrängt oder gefährdet, schnappen sie womöglich nach der fütternden Hand. Am Ende gilt der Fuchs als bösartig, obwohl der Mensch sich nicht angemessen verhalten hat. Für alle Fälle hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein Wildtiertelefon eingerichtet: Tel. 64 19 37 23.

Florian Möllers gibt in seinem im Knesebeck-Verlag erschienenen Bildband viele Informationen über das „wilde Berlin“. Die beiden Fotos für diesen Artikel stammen auch aus seinem Buch. In etlichen Kiezgeschichten beschreibt er das Zusammenleben von Mensch und Tier. Zum Beispiel die ältere Dame, die sich regelmäßig zum „Füchsekieken“ bei ihrer Freundin trifft und den Fuchswelpen beim Groß-werden zuschaut.

Wenn Sie keinen Fuchs zum Kieken in der Nähe haben, sollten Sie vielleicht ins Programmheft des Langen Tags der Stadtnatur gucken. Dort ist von Sa. 19.6. bis So. 20.6. Gelegenheit, „Berliner Natur in echt zu erleben“. Für Nachtschwärmer bietet Wildtierexperte Derk Ehlert nächtliche Pirschtouren zu Wildschweinen, Eulen, Füchsen & Co. an.

Info und Anmeldung unter:
Telefon 26 39 41 41.
www.langertagderstadtnatur.de

Wildtierkino – umsonst und draußen – das sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen!

Isolde Peter

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Juni 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis