Neuanfang für ein altes Kulturgetränk

Rot, Pils und Weizen lagern zur Zeit in den Tanks der Privatbrauerei Am Rollberg. Foto: Thomas Protz

Die Privatbrauerei am Rollberg

„Und das ist meine kleine Hefezelle!“, sagt Wilko Bereit und hält zärtlich das überdimensionale Hefepilzchen als Stofftierversion hoch. Ja, wer mit so viel Liebe und Leidenschaft in seinem Beruf aufgeht, produziert auch was Anständiges: Bier!


Den Unterschied zwischen ober- und untergärig habe ich nun endlich begriffen bei der außerordentlich fundierten Führung in seinem neueröffneten Braukeller auf dem alten Kindl-Gelände in Neukölln. Blitzeblank strahlen die Tanks und Braukessel. Wir, ein Teil der „Redaktionsmannschaft“ erfahren nun, dass Biogerste einfach der bessere, weil aromatischere Grundstoff für Malz ist. Die Farbschattierungen der Malzsorten erinnern eher an verschiedene Kaffeesorten. Aber die hier verwendete Gerste kommt nicht von anderen Kontinenten, sondern aus Franken. Der Hopfen stammt – ganz traditionell - aus der Holledau und wird in Pellet-Form geliefert, damit sich seine wertvollen Inhaltsstoffe möglichst vollständig bei der Weiterverarbeitung zu Bier entfalten können.

Doch genug vom Brauvorgang. Wer sich hierfür intensiv interessiert, dem sei die regelmäßig stattfindende Führung am Samstagnachmittag, durchgeführt von den Berliner Unterwelten e.V., empfohlen. Bringen Sie Ihre Taschenlampe mit, ziehen Sie festes Schuhwerk an, und ab geht es in die „Katakomben“, auch durch die stillgelegten Braukeller auf dem Gelände. Vorher, besser nachher kann das Bier auch ver/ge-kostet werden.

Es gibt ein Helles, aber der Favorit des Braumeisters ist das traditionelle Pils. Wilko Bereit macht im Gespräch deutlich, dass manches im Handel als Bier bezeichnete Getränk seines Erachtens den Namen nicht verdient. Sein Credo ist die Rückkehr zum alten Handwerk, das ähnlich wie beim Brotbacken auch Zeit und Geduld erfordert. Nur ausgewählte „Bierausschankstellen“, die diesem Qualitätsanspruch beim Verkauf gerecht werden und Bier nicht als Massenware verramschen, werden von ihm beliefert.  Auch das richtige Zapfen hält er für sehr wichtig, wobei die überlieferten fünf Minuten Dauer inzwischen als überholt gelten.

Doch probieren Sie nun endlich selbst und empfehlen Sie die Neuentdeckung dem Kneipier Ihres Vertrauens: Am Freitagabend und Samstagnachmittag findet der Ausschank statt, Essen darf mitgebracht werden. Wo genau? In der „Privatbrauerei am Rollberg“, Werbellinstraße 50 in Neukölln (Eine Station der Buslinie 104 ist vor der Tür). Mehr Details unter www.rollberger.de.
Na denn, Prost! Zum Beispiel im Lenzig in der Eisenacher Straße.

Marina Naujoks


Juni 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis