Bezirksamt informiert demnächst über Pflege von Baumscheiben

Baumscheibengestaltung in der Albestraße. Foto: Hans Markert

Baumscheiben-Gestaltung

Mit den Frühlingstemperaturen kommt bei manchen Mitbürgern der Wunsch, das Wohnumfeld zu verschönern. Hier und da bemerkt man, dass Anwohner nicht nur in Vorgärten werkeln, sondern auch Baumscheiben bepflanzt haben und sie pflegen. Besonders augenfällig ist das im Straßenzug Akazien- und Goltzstraße, der dadurch viel gefälliger wirkt als andere Straßen.

Solches Engagement von Anwohnern sollte eigentlich willkommen sein. Die Ämter für Natur und Umwelt haben ja nicht einmal genügend Mittel, sich um  kleine Grünflächen oder Bepflanzungen auf Mittelstreifen und zwischen Parkhäfen hinreichend zu kümmern (Beispiele Innsbrucker Str., Cranachstr.), und die BSR kommt mit der Müllbeseitigung auch nicht immer hinterher. Etliche kleine Grünflächen mussten notgedrungen von jeglichem Bewuchs „befreit“ werden, weil eine Pflege nicht sichergestellt werden kann und die Anlagen ohne Pflege vermüllen. Es ist offensichtlich, dass sich das Amt um die Bepflanzung von Baumscheiben nun wirklich nicht kümmern kann.

Eine generelle Genehmigung zur Gestaltung durch Anwohner wollten die Verwaltungen bisher wegen der möglichen Unfallgefahren nicht erteilen. Theoretisch müsste für jede Bepflanzung eine Pflegevereinbarung zwischen Bürgern und Tiefbauamt abgeschlossen werden, für beide Seiten ein umständliches Verfahren, zumal das Tiefbauamt gar nicht jeden Einzelfall im Detail prüfen kann. In der Praxis war es bisher so, dass die Bezirksämter eigenmächtige Pflanz- und Pflegeaktionen von Anwohnern stillschweigend geduldet haben, wenn sie nicht mit erkennbaren Gefahren verbunden waren und es keine Beschwerden von anderen Anwohnern gab.

Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg geht nun noch einen Schritt weiter: Im Entwurf eines gemeinsam von den Fachbereichen Natur und Tiefbau entwickelten Flyers (Bürgerliches Engagement bei der Begrünung und Pflege von Baumscheiben …), wird der Gestaltungswille der Anwohner ausdrücklich begrüßt. Der Flyer enthält etliche Richtlinien. So dürfen Baumwurzeln nicht beschädigt werden, junge Baumpflanzungen sollen 5 Jahre lang nicht gestört werden, Pflanzungen sollen nicht höher als 50 cm sein (Sichtbehinderung), es sollen keine Kletter- und Schlingpflanzen, keine starkwüchsigen Gräser und keine für Mensch und Tier gefährlichen Pflanzen verwendet werden. Stacheln dürfen nicht über die Baumscheibe hinausragen.

An der Rechtslage ändert der Flyer vermutlich nichts, aber er ermutigt die Bürger, Verantwortung für ihre Umgebung zu übernehmen, und er schärft das Bewusstsein der Baumscheiben-Paten, Konflikte mit anderen Bürgern zu vermeiden. Ein nachahmenswertes Beispiel zur Vereinfachung von Verwaltung, dem sich andere Bezirke hoffentlich bald anschließen. Den Flyer wird man demnächst in Bürgerbüros erhalten.

Hans Markert

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Mai 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis