Eine bleibe in der kalten Jahrezeit
Nachtcafé

Von November bis April gibt es seit 15 Jahren die Einrichtung eines Nachcafés im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Zum Guten Hirten in Friedenau.

Gerade im letzten Jahr, als wir bis Mai diesen Jahres eisiges Wetter hatten, war es für 15-20 Obdachlose eine Wohltat, ein Nachtquartier zu finden. Schon um 19 Uhr stehen Frauen und Männer an, um um 21 Uhr in die Wärme zu kommen. Sie werden empfangen von einem Team ehrenamtlicher HelferInnen sowie BetreuerInnen, die die ganze Nacht die Gruppe betreuen, medizinisch versorgen und zuhören. Am Abend und am Morgen gibt es reichlich zu essen und zu trinken. Manchmal bringen Nachbarn warmes Essen vorbei.

Es herrscht stricktes Alkoholverbot. Streitigkeiten sollen vermieden werden. Die HelferInnen am Morgen müssen Frühaufsteher sein. Bereits ab 6 Uhr werden Brote und Brötchen geschmiert, Kaffee gekocht. Seit vielen Jahren spendiert die Schöneberger Bäckerei Mayer (www.johann-mayer.de) 3mal die Woche einen großen Sack Brötchen und Brote. Genug, um den Obdachlosen auch für den Tag genügend mitzugeben. Pfadfinder und ich bringen jeweils den Brötchensack zum Nachtcafé.

Als ich diesen Sack einmal meinem Enkel Robin zeigte, fragte er, für wen diese vielen Brötchen gedacht wären. Er war ganz erstaunt, als er von mir erfuhr, dass es Menschen in unserer Stadt gibt, die keine warme Wohnung haben, wie er.

Auch wenn die Zahl sich mit ca. 20 nicht allzu groß anhört, ist es doch nicht einfach, jedes Jahr die benötigten Gelder aufzubringen. Vier Kirchengemeinden, private treue Spender sowie ein Zuschuss von drei Berliner Bezirken sind eingebunden in diesem Pool der Hilfe. Ohne die Ehrenamtlichen wäre das Projekt schon längst gestorben.

Selbst Paul, ein Obdachloser, der ungern eine solche warme Nachtstelle aufsucht - lieber zum Beispiel am Innsbrucker Platz übernachtet - flüchtete im letzten Winter ins Nachtcafé. Ein Paar warme Socken und Pullover suchte er sich aus. Er und Freunde von Ihm haben durch Mundpropaganda gehört, dass nicht weit vom Nachtcafé ein Arzt, Andreas Kärsten, ein Herz für Obdach-lose hat. Dieser berät und untersucht in seiner Praxis. Er fährt aber auch selbst in der Stadt herum, um Obdachlose zu behandeln. Engel wie dieser machen unsere Welt menschlicher.
Ein jeder, der will, kann sich einklinken. Ob mit einer Spende, bar, mit Lebensmitteln oder einer Zeitspende. Melden Sie sich bei mir.

Ernst Karbe
Telefon: 851 35 74
E-Mail: ernst.karbe@gmx.de



November 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis